1887

OECD Multilingual Summaries

Society at a Glance 2019

OECD Social Indicators

Summary in German

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10.1787/soc_glance-2019-en

Gesellschaft auf einen Blick 2019

OECD‑Sozialindikatoren

Zusammenfassung in Deutsch

Es bleibt noch viel zu tun, bis Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) in den OECD‑Ländern voll akzeptiert sind. LGBT‑Personen werden immer noch in verschiedener Weise diskriminiert. Diskriminierung ist aber nicht nur aus ethischen Gründen inakzeptabel, sondern bringt auch erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten mit sich. Die Inklusion sexueller und geschlechtlicher Minderheiten sollte daher ein vorrangiges Politikanliegen der OECD‑Länder darstellen.

Das erste Kapitel dieses Berichts bietet einen umfassenden Überblick über Daten zum Umfang sexueller und geschlechtlicher Minderheitengruppen sowie zur sozioökonomischen Lage von LGBT‑Personen im OECD‑Raum. Diese Untersuchung verdeutlicht, dass die Diskriminierung von LGBT‑Personen die wirtschaftlichen Aussichten und den psychischen Gesundheitszustand von Millionen Menschen beeinträchtigt. Vor diesem Hintergrund werden empfehlenswerte Vorgehensweisen aufgezeigt, um ein inklusiveres Umfeld für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu schaffen.

LGBT‑Personen bilden eine große Minderheit

Bisher waren in keinem Zensus Fragen zur sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität enthalten, mit denen LGBT‑Personen erfasst werden können, und nur wenige national repräsentative Erhebungen stellen Fragen hierzu. In den 14 OECD‑Ländern, für die Schätzungen vorliegen, machen LGB (Lesben, Schwule und Bisexuelle) 2,7% der Erwachsenenbevölkerung aus. Das heißt, dass sich in diesen 14 OECD‑Ländern mindestens 17 Millionen Erwachsene der Gruppe der LGBT zurechnen. Und obwohl ihre tatsächliche Zahl höher sein dürfte, da Transgender‑Personen aufgrund von Datenlücken nicht berücksichtigt sind, entspricht dies bereits der Gesamtbevölkerung von Chile oder den Niederlanden.

Ein immer größerer Teil der Bevölkerung zählt sich zur Gruppe der LGBT

Die Zahl der Befragten, die sich in national repräsentativen Erhebungen als LGBT bezeichnen, steigt mit jeder Erhebungsrunde. Dieser Trend dürfte anhalten, da sich jüngere Kohorten häufiger zu ihrer LGBT‑Identität bekennen. In den Vereinigten Staaten beispielsweise betrachten sich nur 1,4% der vor 1945 Geborenen als LGBT, verglichen mit 8,2% der Millennials (d.h. der zwischen 1980 und 1999 Geborenen).

Trotz wachsender Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Minderheiten sind Vorbehalte gegenüber Homosexuellen und Transgender‑Personen weitverbreitet

Die Einstellung gegenüber LGBT‑Personen verbessert sich weltweit und ist in den OECD‑Ländern durchgehend positiver als andernorts. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Der Weg zur vollständigen gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexualität ist in den OECD‑Ländern erst zur Hälfte zurückgelegt: Auf einer Akzeptanzskala von 1 bis 10 wird ein Wert von 5 erreicht. Zudem findet es nur eine Minderheit der Befragten in den OECD‑Ländern in Ordnung, wenn ein Kind sich als Angehörige bzw. Angehöriger des entgegengesetzten Geschlechts kleidet und gibt. Transgender‑Personen lösen bei ihren Mitmenschen etwas größere Vorbehalte aus als LGB‑Personen.

LGBT berichten von weitverbreiteter Diskriminierung

Im Schnitt geben mehr als ein Drittel der befragten LGBT‑Personen in OECD‑Ländern an, Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität erfahren zu haben. Transgender‑Personen fühlen sich eigenen Angaben zufolge stärker diskriminiert als Homosexuelle oder Bisexuelle. Dies deckt sich mit den Befunden, wonach die Einstellung gegenüber LGB‑Personen positiver ist als gegenüber Transgender‑Personen.

Erhebungsdaten weisen auf wesentliche Nachteile für LGBT‑Personen am Arbeitsmarkt hin

Fast fünfzig Studien haben auf Basis von repräsentativen Erhebungsdaten die Arbeitsmarktergebnisse von LGBT‑ und Nicht‑LGBT‑Erwachsenen im OECD‑Raum verglichen. Diese Studien zeigen, dass LGBT‑Personen sowohl beim Beschäftigungszugang als auch im Hinblick auf ihr Erwerbseinkommen benachteiligt sind: Im Vergleich zu Nicht‑LGBT‑Personen ist ihre Beschäftigungswahrscheinlichkeit um 7% geringer und ihr Erwerbseinkommen um 4% niedriger. Die tatsächliche Benachteiligung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten dürfte aber über diesen Schätzwerten liegen, da die LGBT‑Personen, die bereit sind, ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Erhebungen preiszugeben, in der Regel wirtschaftlich bessergestellt sind.

Experimentelle Daten bestätigen, dass LGBT‑Personen diskriminiert werden

Um die Arbeitsmarktdiskriminierung von LGBT‑Bewerber*innen zu messen, wird verglichen, wie häufig zwei fiktive Bewerber*innen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden, wenn die Arbeitgeber die eine Person für LGBT und die andere für Nicht‑LGBT halten. Die Ergebnisse zeigen, dass homosexuelle Bewerber*innen 1,5‑mal seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden als heterosexuelle Mitbewerber*innen, wenn sie ihre sexuelle Orientierung durch eine ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeit in einer Schwulen‑ oder Lesbenorganisationen erkennen lassen. Experimentelle Daten lassen auch auf eine erhebliche Diskriminierung von Transgender‑Personen bei Stellenbesetzungen sowie von LGBT‑Personen außerhalb des Arbeitsmarktes schließen.

LGBT‑Personen sind einem höheren Risiko psychischer Erkrankungen ausgesetzt

Repräsentative Erhebungsdaten deuten darauf hin, dass LGBT‑Personen häufig unter psychischen Problemen leiden. Der schlechtere psychische Gesundheitszustand von Angehörigen sexueller und geschlechtlicher Minderheiten ist zumindest z.T. durch das damit verbundene Stigma bedingt. In einem sozialen Umfeld, in dem die Mehrheit nur Heterosexualität und eine dem Geburtsgeschlecht entsprechende Geschlechtsidentität als normal betrachtet, sehen sich LGBT‑Personen einem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt, den Heterosexuelle und Cisgender‑Personen nicht erleben.

Die statistische Erfassung von LGBT‑Personen und der von ihnen erfahrenen Benachteiligungen ist Voraussetzung für ihre gesellschaftliche Inklusion

Die Erfassung von Daten zur sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität in Volkszählungen sowie nationalen Arbeitskräfte‑, Gesundheits‑ und Viktimisierungserhebungen ist entscheidend, um die Bevölkerung stärker für die Schwierigkeiten von LGBT‑Personen zu sensibilisieren. Bislang haben nur wenige OECD‑Länder Fragen zur sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität in ihre national repräsentativen Erhebungen aufgenommen. Durch ihre Vorreiterrolle können sie aber wesentlich zur Verbreitung empfehlenswerter Verfahrensweisen für die Erfassung solcher sensiblen Informationen beitragen.

Um die Lage von LGBT‑Personen zu verbessern, muss ihre rechtliche Gleichstellung gewährleistet und LGBT‑Diskriminierung gesetzlich verboten werden

Die konsequente Durchsetzung von Antidiskriminierungs‑ und Gleichstellungsgesetzen verbessert die Inklusion von LGBT‑Personen nicht nur durch ihre Abschreckungswirkung, sondern auch durch ihren Einfluss auf die gesellschaftlichen Normen. Menschen sehen Gesetzesänderungen als Ausdruck veränderter gesellschaftlicher Normen und sind bereit, sich diesem Wandel anzupassen. Beispielsweise hat die Akzeptanz von Homosexualität in Ländern deutlich schneller zugenommen, die Regelungen zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen verabschiedet haben. Dies deutet darauf hin, dass sich durch Gesetzesänderungen auch die Geisteshaltungen ändern.

Maßnahmen zur besseren gesellschaftlichen Inklusion von LGBT‑Personen müssen auch unbewussten Vorurteilen entgegenwirken

In „Unconscious Bias“‑Schulungen werden die Teilnehmenden auf ihre unbewussten Vorurteile und Stereotypen aufmerksam gemacht und lernen diese zu überwinden. Zwar liegen nur wenige Befunde zur Wirkung solcher Schulungen vor, diese zeigen aber, dass selbst kurze Übungseinheiten bereits sehr wirksam sein können. In den Vereinigten Staaten wurde z.B. mit einer kurzen Haustürkampagne erreicht, dass die Einstellung gegenüber Transgender‑Personen wesentlich offener und positiver wurde, wobei die Effekte auch drei Monate später noch sichtbar waren.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

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© OECD (2019), Society at a Glance 2019: OECD Social Indicators, OECD Publishing.
doi: 10.1787/soc_glance-2019-en

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