1887

OECD Multilingual Summaries

African Economic Outlook 2015

Regional Development and Spatial Inclusion

Summary in German

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10.1787/aeo-2015-en

Wirtschaftsausblick Afrika 2015

Regionale Entwicklung und räumliche Inklusion

Zusammenfassung in Deutsch

Der African Economic Outlook 2015 berichtet positiv über die Finanz‑, Sozial‑ und Governance‑Indikatoren des Kontinents und prognostiziert, dass sich die Fortschritte auf breiter Ebene fortsetzen werden. In dem Bericht wird die Herausforderung, die regionale Entwicklung in Afrika zur Stärkung der räumlichen Inklusion voranzutreiben, eingehend untersucht, und es werden Politikoptionen vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass niemand auf Grund seines Wohnorts ins Abseits gerät.

Die makroökonomischen Aussichten des Kontinents sind ermutigend. 2014 betrug das durchschnittliche Wachstum 3,9% und war damit höher als 2013 (3,5%) bzw. als im globalen Durchschnitt, der 3,3% betrug. Die Wachstumsergebnisse fielen zwischen den Ländern und Regionen je nach ihrer politischen und sozialen Stabilität sowie anderen Faktoren, insbesondere dem Ausbruch von Ebola in Westafrika und den Stromausfällen in Südafrika, sehr unterschiedlich aus. Es wird damit gerechnet, dass sich das Wachstum in Afrika 2015 auf 4,5% und 2016 weiter auf 5% erhöhen wird, womit es gegen die derzeitigen Wachstumsraten Asiens konvergieren und in der Nähe des vor der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 verzeichneten Niveaus liegen wird. Diese Wachstumsdynamik wird voraussichtlich von den Ländern in Subsahara‑Afrika außer Südafrika getragen werden, die zwischen 2015 und 2016 mit durchschnittlich 5% expandieren werden.

Der drastische Einbruch der Ölpreise stellt hohe Abwärtsrisiken für die Ölförderländer dar, könnte den Nettoölimportländern jedoch Erleichterung verschaffen. Wenngleich die Ölförderung in den Ölexportländern gesteigert wurde und das Wachstum in den anderen Wirtschaftssektoren deutlich höher gewesen ist, hat die Ölpreisbaisse dort die Staatseinnahmen und den Außenwirtschaftssektor erheblich beeinträchtigt. Um den Rückgang der Einnahmen zu bewältigen, müssen die Regierungen ihre Ausgaben erheblich anpassen, ohne ihre Mittelzuweisungen für Sozialprogramme und kritische Infrastrukturen in Frage zu stellen.

Zu den Hauptrisiken, mit denen die mittelfristigen Wachstumsprognosen behaftet sind, zählen ein länger anhaltender Rückgang der Rohstoffpreise, die Abschwächung der Weltwirtschaft, Unsicherheit, politische und soziale Spannungen sowie die Sekundäreffekte des Ebola‑Ausbruchs, z.B. die Kosten der Wiederaufbaumaßnahmen. Afrikas Wachstumsergebnisse beruhen dennoch auf im Großen und Ganzen soliden makroökonomischen Fundamentaldaten und der damit einhergehenden Resilienz, die in vielen Ländern beobachtet wurde.

Die Finanzierungsmöglichkeiten des Kontinents haben in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. Grundsätzlich hat sich der Steuereinzug verbessert, die Anstrengungen hinken dem Bedarf jedoch nach wie vor hinterher, und manchen Ländern fehlt es an Kapazitäten zur Eindämmung illegaler Finanzströme. Die externen Finanzströme haben sich ebenfalls erhöht und werden sich den Projektionen zufolge 2015 auf 193 Mrd. US‑$ belaufen, was nahezu das Doppelte des 2005 verzeichneten Werts ist. Auslandsinvestitionen und Rücküberweisungen sind mittlerweile die wichtigsten externen Finanzierungsquellen Afrikas. Angesichts der zunehmenden Verstädterung verlagern sich die ausländischen Direktinvestitionen immer stärker von der Ressourcenextraktion auf den Einzelhandelssektor, wobei der Schwerpunkt auf Waren und Dienstleistungen für Verbraucher liegt. Afrika gewinnt weiterhin Investoren aus Schwellenländern und innerhalb des Kontinents. Die öffentlichen Entwicklungsleistungen für die bedürftigsten Länder in Afrika nehmen hingegen ab, und die Länder schließen die Finanzierungslücke mit zinsverbilligten Krediten. Die Länder der mittleren Einkommensgruppe in Afrika finanzieren sich an den internationalen Kapitalmärkten, wo sie insbesondere die Finanzmittel für die Infrastrukturentwicklung sichern. Da die öffentlichen Entwicklungsleistungen abnehmen, ist es für die Finanzierung der Post‑2015‑Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen wichtig, die Staatseinnahmen zu steigern und privates Kapital aus dem Ausland anzuwerben. Insbesondere die Rücküberweisungen haben ein großes Potenzial, die Investitionen anzukurbeln und der zunehmenden Einkommensungleichheit entgegenzuwirken. Für Länder der unteren Einkommensgruppe in Afrika werden höhere und gezielter ausgerichtete öffentliche Entwicklungsleistungen von entscheidender Bedeutung bleiben, um die individuellen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen sie konfrontiert sind.

Europa ist zwar nach wie vor Afrikas größter Handelspartner, der Handel mit Asien – insbesondere China – hat in den vergangenen Jahren jedoch rasch expandiert. Diese Diversifizierung kann ein wichtiger Schutz vor wirtschaftlichen Schocks und plötzlichen Veränderungen der Handelsbeziehungen sein. Grundsätzlich ist indessen die regionale wirtschaftliche Integration nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um das Wachstumspotenzial Afrikas zu erschließen, die Entwicklung zu fördern, den Handel zu erhöhen und die Teilhabe an der Weltwirtschaft auszuweiten. Eine stärkere regionale Integration wird jedoch durch die überproportional hohen Kosten behindert, die in Afrika im Vergleich zu anderen Regionen bei grenzüberschreitenden Geschäften entstehen. Dies verhindert den Zugang zu regionalen Märkten und die Integration in globale Wertschöpfungsketten. Die Vertiefung der regionalen Integration und die Förderung des Handels gemäß dem Bali‑Paket von 2013 können einen Beitrag zur Überwindung dieser Hindernisse leisten. Die Vorbereitungen im Jahr 2015 zur Errichtung einer Gesamtafrikanischen Freihandelszone und die Errichtung einer die Freihandelsblöcke COMESA, EAC und SADC umfassenden Freihandelszone („Tripartite Free Trade Area“) könnten Meilensteine der afrikanischen Integrationsagenda darstellen.

Die afrikanischen Länder haben ihre Ergebnisse in allen Bereichen der menschlichen Entwicklung verbessert, einschließlich Bildung, Gesundheit und Einkommen. Trotz dieser Verbesserungen ist das Niveau der menschlichen Entwicklung nach wie vor niedrig, wobei in und zwischen den einzelnen Ländern erhebliche Unterschiede bestehen. Die Geschlechterungleichheit und ein hohes Maß an Diskriminierung im Hinblick auf soziale Institutionen und Praktiken beeinträchtigen die Fortschritte bei der Verbesserung der menschlichen Entwicklung. Daher sind neue Politikmaßnahmen und Investitionen notwendig, um Verbesserungen in diesem Bereich zu beschleunigen und fortzuführen. Um der Ungleichheit entgegenzuwirken, ist eine gerechte Teilhabe am Arbeitsmarkt – insbesondere in Bereichen außerhalb des Agrarsektors – erforderlich, ebenso wie die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und die Erhöhung des Zugangs zu Energie. Bei der Planung und Zuweisung von Ressourcen sowie der Umsetzung und dem Monitoring der Post‑2015‑Ziele muss die Gewährleistung von Chancengleichheit und Nachhaltigkeit sowie die Verringerung der Anfälligkeit gegenüber wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Risiken Vorrang haben.

Die Verbesserungen bei der politischen und wirtschaftlichen Governance, die in den vergangenen dreißig Jahren in Afrika erzielt wurden, haben zwar bislang Bestand, sie drohen jedoch von verschiedenen Seiten zurückgedreht zu werden. 2014 waren einige Schritte in Richtung Demokratie zu verzeichnen: die neue Verfassung in Tunesien, der Wandel in Burkina Faso und die Rekordzahl von 179 Millionen Menschen, die sich an überwiegend friedlichen und glaubwürdigen Wahlen beteiligt haben. In mehreren Ländern war die Lage hingegen nach wie vor von Instabilität, terroristischen Handlungen oder Konflikten geprägt.

Im Zentrum der afrikanischen Entwicklungsstrategien sollten die Förderung der regionalen Entwicklung und der räumlichen Inklusion stehen. In der vorliegenden 14. Ausgabe des African Economic Outlook werden eingehend die Herausforderungen betrachtet, die sich dem Kontinent bei seinem strukturellen Umbau auf Grund der demografischen Entwicklung und der räumlichen Aspekte stellen. Bis 2050 wird Afrikas Bevölkerung auf über 2 Milliarden Menschen steigen und dann 25% der Weltbevölkerung ausmachen, verglichen mit 15% heute. Abgesehen von dem schieren Umfang der künftigen Bevölkerung des Kontinents ist dieser demografische Boom auch auf Grund seiner räumlichen Dynamik einmalig: Sowohl die Städte als auch die ländlichen Räume werden rasch wachsen, und ihre Interaktionen werden zunehmen. Der Abhängigenquotient wird zwar sinken, es müssen jedoch für die jungen Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wie kann Afrika diese besonderen Herausforderungen bewältigen? Die aus den demografischen, städtischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den Ländern des OECD‑Raums oder Asiens gezogenen Lehren haben u.U. zu wenig mit dem afrikanischen Kontext gemein, um für die dortige Politikgestaltung hilfreich zu sein. Ebenso sind Politikempfehlungen, die sich auf bestimmte Wirtschaftssektoren – etwa Industrie oder Landwirtschaft – konzentrieren, nicht umfassend genug. Was die afrikanischen Länder benötigen, sind innovative, kontextspezifische, multisektorale und ortsbezogene Entwicklungsstrategien.

Die Entwicklung des Potenzials, das den verschiedenen Regionen des Kontinents innewohnt, ist in der Tat von entscheidender Bedeutung, um den wirtschaftlichen Wandel zu beschleunigen und die räumliche Inklusion zu fördern. Die Bemühungen zur Beseitigung regionaler Ungleichheiten durch Raumordnung, Infrastrukturentwicklung und Dezentralisierung haben einen begrenzten Effekt gehabt. Die Politikverantwortlichen müssen daher einen neuen Blick auf die regionale Dynamik werfen, etwa die sich rasch verändernden Beziehungen zwischen städtischen und ländlichen Räumen. Sie sollten ihr Augenmerk nicht nur auf Wirtschaftssektoren richten, sondern auch die Regionalstatistiken verbessern und ihr Wissen über die Gegebenheiten vor Ort vertiefen. Die Menschen und Orte sollten im Mittelpunkt von Entwicklungsstrategien stehen, die produktive Arbeitsplätze schaffen, den demografischen Wandel beschleunigen, in Bildung investieren und mittelgroße Städte („Intermediary Cities“) fördern, um sich die Dynamik zwischen Stadt und Land zunutze zu machen. Die Finanzmittel müssen aufgestockt werden, um den damit zusammenhängenden langfristigen Investitionsbedarf zu decken, insbesondere durch eine bessere Mobilisierung der im Inland vorhandenen Ressourcen auf lokaler und nationaler Ebene.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

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© OECD (2015), African Economic Outlook 2015: Regional Development and Spatial Inclusion, OECD Publishing.
doi: 10.1787/aeo-2015-en

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