Vorwort

Die Direktion Beschäftigung, Arbeit und Sozialfragen (ELS) unterstützt die OECD-Länder seit mehr als zehn Jahren bei ihren Bemühungen um mehr gesellschaftliche Vielfalt und Teilhabe. Dazu erstellt sie Studien in Bereichen wie Gleichstellung der Geschlechter, Bevölkerungsalterung und Beschäftigung, Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt, Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und Integration von Zugewanderten und ihren Familien. Seit 2016 ist sie zudem federführend bei den Arbeiten der OECD zur Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen – kurz LGBTI. Diese Arbeiten wurden auf einen Handlungsaufruf hin eingeleitet, der von zwölf Mitgliedsländern unterzeichnet wurde.

Das erste große Ergebnis dieses Projekts wurde in der Ausgabe 2019 von Society at a Glance veröffentlicht: Das Sonderkapitel dieses Berichts enthält eine detaillierte Studie über den Umfang und die sozioökonomische Lage sexueller und geschlechtlicher Minderheitengruppen in den OECD-Ländern. Es zeigt, dass Diskriminierung von LGBTI nach wie vor allgegenwärtig ist und die wirtschaftlichen Aussichten sowie die psychische Gesundheit von Millionen Menschen beeinträchtigt. Dies belastet nicht nur diese Personen selbst, sondern die Gesellschaft als Ganzes. Daher sind Gesetze und Maßnahmen erforderlich, die die Gleichstellung von LGBTI sichern. Der Bericht Gleiche Rechte und Chancen für LGBTI – nicht erst hinter dem Regenbogen soll den Ländern helfen, Fortschritte in diese Richtung zu erzielen. Er bietet den ersten umfassenden Überblick darüber, inwieweit die Gleichstellung von LGBTI im OECD-Raum gesetzlich gesichert ist und mit welchen ergänzenden Maßnahmen die Rechte und Chancen dieser Personengruppen gestärkt werden können. So zeigt er auf, was bereits erreicht wurde und welche Herausforderungen noch angegangen werden müssen.

Die zentralen Ergebnisse sind ermutigend: Die Gleichstellung von LGBTI ist kein ferner Traum mehr, alle OECD-Länder haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten Fortschritte auf dem Weg dorthin erzielt und selbst Länder mit bislang schwachen Ergebnissen sind LGBTI-freundlicher geworden. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Die OECD-Länder haben im Durchschnitt erst die Hälfte der für die Gleichstellung von LGBTI relevanten Rechtsvorschriften verabschiedet.

Die Sicherung der Rechte und Chancen von LGBTI ist kein leichtes Unterfangen, sie macht sich jedoch bezahlt: Dieser Bericht liefert neue Belege dafür, dass sie nicht nur die gesellschaftliche Akzeptanz und die Lebensqualität der betreffenden Personen selbst erhöht, sondern auch die Geschlechtergleichstellung insgesamt und die Wirtschaftsleistung fördert. In den Ländern, die die meisten Rechtsvorschriften zum Schutz von LGBTI verabschiedet haben, ist der Frauenanteil in den Parlamenten im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch wie in den Ländern mit den schwächsten Ergebnissen. Zudem ist die Frauenerwerbsbeteiligung um ein Drittel höher und das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen um 30 % geringer. Außerdem verzeichnen die Länder mit den besten Ergebnissen ein um mehr als 3 000 USD höheres reales Pro-Kopf-BIP.

Um den OECD-Ländern zu helfen, weiterhin bedeutende Fortschritte bei der Sicherung der Rechte und Chancen von LGBTI zu erzielen, wird in diesem Bericht auch untersucht, was über gesetzliche Bestimmungen hinaus getan werden kann. Dies geschieht anhand von Beispielen guter Praxis sowie einer Analyse der nationalen Aktionspläne, die derzeit in einem Drittel der OECD-Länder durchgeführt werden. Dabei geht es um eine effektive Durchsetzung LGBTI-orientierter gesetzlicher Bestimmungen in den Bereichen Bekämpfung von Diskriminierung, Hassverbrechen und Hassreden sowie Asylrecht, die Förderung einer Gleichstellungskultur in Bildung, Arbeitswelt und Gesundheitswesen sowie Maßnahmen, um die Akzeptanz von LGBTI in der Öffentlichkeit zu fördern und zu sichern. Außerdem gilt es sicherzustellen, dass LGBTI in den nationalen Statistiken besser repräsentiert und deutlicher sichtbar sind.

Dieser Bericht ist nicht der Schlusspunkt, sondern vielmehr ein weiterer Schritt in unseren kontinuierlichen Bemühungen, die Mitgliedsländer auf ihrem Weg zur vollen Gleichstellung von LGBTI zu unterstützen. Im Kontext der COVID-19-Pandemie, die benachteiligte gesellschaftliche Gruppen unverhältnismäßig stark belastet, ist diese Unterstützung wichtiger denn je.

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Stefano Scarpetta

Leiter der Direktion Beschäftigung, Arbeit und Sozialfragen

OECD

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