Ölpreise

Der Preis von Rohöl, aus dem Mineralölerzeugnisse wie Benzin hergestellt werden, wird über die üblichen Angebots- und Nachfrageschwankungen hinaus durch eine Reihe anderer Faktoren bestimmt, die insbesondere mit geopolitischen Fragen zusammenhängen. Einige der kostengünstigsten Vorkommen befinden sich in politisch sensiblen Weltregionen. Darüber hinaus kann der technische Fortschritt die Rohölpreise erheblich beeinflussen, z.B. indem er dafür sorgt, dass neue Ölfelder mit Gewinn ausgebaut oder Ersatzenergiequellen wie Biokraftstoffe erschlossen werden können. Der Verkehrssektor, der erheblichen Einfluss auf die Weltölnachfrage hat, ist jedoch nach wie vor stark von Mineralölerzeugnissen abhängig. Die Ölnachfrage und folglich die Ölpreise hängen daher eng mit den Konjunkturzyklen zusammen.

Es gibt nicht einen Rohölpreis, sondern mehrere. Die Weltrohölpreise werden unter Bezugnahme auf die Preise für drei an den Märkten gehandelte Referenzsorten – West Texas Intermediate (WTI), Brent (Nordsee) und Dubai – immer in US-$ ermittelt und oft mit Auf- oder Abschlägen gegenüber diesen Preisen notiert.

Definition

Die Rohölimportpreise sind der Rohölimportstatistik der IEA entnommen. Die Daten werden von nationalen Stellen je nach Art, geografischer Herkunft und Qualität des Rohöls erhoben. Die Durchschnittspreise werden als Quotient aus Wert und Volumen gemäß den Angaben der Zollverwaltung für die jeweilige Tarifposition ermittelt. Der Wert bezieht sich auf den Zeitpunkt der Einfuhr und umfasst Kosten, Versicherung und Fracht (CIF), aber keine Einfuhrzölle. Der nominale Rohölpreis an den Spotmärkten bezieht sich ab 2003 auf die Sorte Dubai und für den Zeitraum 1970-2002 auf die Sorte Arabian Light. Diese nominalen Spotmarktpreise werden in US-Dollar pro Barrel Öl ausgedrückt. Der reale Preis wurde unter Verwendung des BIP-Deflators zu Marktpreisen berechnet, wobei als Referenzjahr 1970 = 100 gewählt wurde.

Vergleichbarkeit

Die durchschnittlichen Rohöleinfuhrpreise sind von der Qualität des importierten Rohöls abhängig. Qualitativ hochwertige Sorten wie UK Forties, Norwegian Oseberg und Venezuelan Light können erheblich teurer sein als Sorten minderer Qualität wie Canadian Heavy und Venezuelan Extra Heavy. Der höhere Preis ist u.a. darauf zurückzuführen, dass qualitativ hochwertige Rohölsorten weniger korrosiv und deshalb leichter zu transportieren und zu verarbeiten sind und einen höheren Ertrag an hochwertigen Mineralölerzeugnissen bringen. Der durchschnittliche monatliche Preis für ein gegebenes Land wird direkt durch die Struktur seiner Rohölimporte im jeweiligen Monat beeinflusst.

Überblick

Das arabische Ölembargo von 1973 hatte starke Auswirkungen auf die Preise; so zog der Barrel-Preis für Arabian Light von 1,84 US-$ im Jahr 1972 drastisch auf 10,98 US-$ im Jahr 1974 an. Zur nächsten Preisspitze kam es 1981 im Anschluss an die iranische Revolution, als die Preise auf ein Hoch von nahezu 40 US-$ hinaufschnellten. Nach dieser Krise sanken die Preise dann allmählich wieder. 1986, als Saudi-Arabien seine Ölförderung erheblich ausweitete, gaben sie stark nach. Mit der ersten Golfkrise von 1990 setzte eine erneute Hausse ein. 1997 sanken die Rohölpreise im Gefolge der asiatischen Finanzkrise.

Bedingt durch die Reduzierung der Förderziele seitens der OPEC sowie der Vorratsverknappung zogen die Preise 1999 erneut an. Nachdem die Notierungen 2001 und 2002 vorübergehend gesunken waren, ließ die Erwartung eines Kriegs im Irak die Preise im ersten Quartal 2003 dann auf über 30 US-$ pro Barrel steigen. In der zweiten Jahreshälfte 2003 wie auch 2004 verharrten die Preise auf hohem Niveau. Ende August 2005 erhöhten sich die Rohölpreise drastisch, als der Hurrikan Katrina in den Vereinigten Staaten die US-Küste des Golfs von Mexiko verwüstete. Die Preise stiegen das ganze Jahr 2006 hindurch und bis in das Jahr 2007 hinein, da es durch den wachsenden Ölverbrauch der aufstrebenden Volkswirtschaften, insbesondere Chinas, zu Spannungen beim Angebots-Nachfrage-Verhältnis kam, und der Durchschnittspreis lag 24% höher als im Vorjahr.

Anfang 2008 überschritten die Preise die symbolische Schwelle von 100 US-$ pro Barrel und erreichten im Juli 2008 knapp 150 US-$ pro Barrel, womit der Ölpreis nominal und real auf ein Rekordniveau gestiegen war. Ab Anfang 2009 sackten die Preise auf 40 US-$ pro Barrel ab, da der Effekt der hohen Preise und der Beginn der weltweiten Finanzkrise die Ölnachfrage drastisch verringerten, bis zum Jahresende waren sie aber dennoch auf 70-80 US-$ pro Barrel geklettert.

Die Rohölpreise sind im Jahresverlauf 2010 und 2011 stetig gestiegen und haben unter dem Einfluss der seit Rezessionsende robusten Nachfrage, der Vorratsverknappung und des geringen Kapazitätsüberhangs im März 2012 mit 122 US-$ pro Barrel einen Höchststand erreicht. Diese hohen Preise führten zu einer Phase mit einem deutlichen Überangebot. Nachdem sich die Preise bis August 2014 an der Marke von 105 US-$ pro Barrel eingependelt hatten, halbierten sie sich im Januar 2015 auf 50 US-$ pro Barrel. Sie schnellten im Juni 2015 erneut auf 60 US-$ pro Barrel in die Höhe und lagen am Jahrsende bei 40 US-$ pro Barrel.

Quelle

Weitere Informationen

Analysen

Websites

Tabelle. Rohölimportpreise

 https://doi.org/10.1787/888933336456

Rohölpreise an den Spotmärkten
US-$ pro Barrel
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 https://doi.org/10.1787/888933335315