Internationaler Warenhandel

In den meisten Ländern hat der internationale Warenhandel langfristig gesehen stetig expandiert. In den Jahren seit der Wirtschaftskrise stagnierte das Handelswachstum jedoch, was Zweifel an der Rolle des internationalen Handels als Wachstumstreiber aufkommen lässt und die Frage aufwirft, ob die Verlangsamung strukturell oder prozyklisch ist.

Definition

Nach den Empfehlungen der Vereinten Nationen erfassen die internationalen Warenhandelsstatistiken sämtliche Waren, die den Bestand eines Landes an materiellen Ressourcen vergrößern bzw. verringern, indem sie in sein Wirtschaftsgebiet verbracht werden (als Einfuhren) bzw. dieses verlassen (als Ausfuhren). Waren, die durch ein Land transportiert oder die vorübergehend ein- bzw. ausgeführt werden (mit Ausnahme von Waren zur Be- oder Verarbeitung im In- oder Ausland), sind in den Statistiken des Warenhandels nicht berücksichtigt.

Alle OECD-Länder wenden die Empfehlungen der Vereinten Nationen an, soweit es die vorliegenden Datenquellen zulassen. Es bestehen einige – meist kleinere – Unterschiede zwischen den Ländern bei der Erfassung bestimmter Kategorien von Transaktionen, wie z.B. Versandhandel, Import und Export von Militärausrüstungen im Rahmen von Verteidigungsabkommen, Handel mit Meeresprodukten von Schiffen unter inländischer Flagge auf Hochseegewässern sowie Ein- und Ausfuhr von Waren in bzw. aus Zollausschlussgebieten.

Vergleichbarkeit

Der Ausfuhrwert wird gewöhnlich FOB (free on board) berechnet, außer von den Vereinigten Staaten, die ihn FAS (free alongside ship) angeben, d.h. ohne die Verladekosten. Die -Einfuhrwerte werden von den meisten Ländern CIF (cost, -insurance and freight) berechnet, d.h. zusätzlich zum -Rechnungswert werden Versicherungs- und Frachtkosten bis zur Grenze des Einfuhrlandes einbezogen. Kanada deklariert seine Einfuhren jedoch zu FOB-Werten.

Infolge der Schaffung des europäischen Binnenmarkts im Jahr 1993 haben die Daten für den Intra-EU-Handel an Präzision eingebüßt, da seitdem keine Zollunterlagen mehr verfügbar sind, in denen sämtliche Ein- und Ausfuhren aufgezeichnet wären. Es ist zu beachten, dass die Erfassung der OECD-Daten größtenteils nach den Empfehlungen der Vereinten Nationen erfolgt, während die Außenhandelsstatistiken von Eurostat gemäß dem Gemeinschaftskonzept erstellt werden und nicht uneingeschränkt vergleichbar sind.

„OECD insgesamt“ umfasst erst ab 1999 alle 34 Mitgliedsländer. „EU28 insgesamt“ lässt Kroatien unberücksichtigt.

Überblick

In einer erheblichen Anzahl von OECD-Ländern, insbesondere in Europa, lagen die Gesamteinfuhren 2014 (in jeweiligen US-Dollar) unter dem 2011 verzeichneten Niveau, was auf eine Kombination aus einem aufwertenden US-Dollar, niedrigeren Ölpreisen und schwacher Inlandsnachfrage zurückzuführen ist. In den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich nahmen die Wareneinfuhren zu, aber nur mäßig im Vergleich zu früheren Perioden.

Die Warenausfuhren sind in den letzten Jahren ebenfalls stabil geblieben. Erdölexporteure wie Brasilien und die Russische Föderation verzeichneten angesichts der sinkenden Ölpreise wertmäßig einen Rückgang des Handelsvolumens, insbesondere im Jahr 2014. Im Gegensatz dazu wiesen die am meisten von der Krise betroffenen europäischen Länder (Griechenland, Spanien, Portugal und Italien) seit 2010 mäßige Wachstumsraten im Warenhandel auf.

Die Warenhandelsbilanz hat sich in den letzten Jahren in mehreren OECD-Ländern insgesamt verschlechtert, beispielsweise in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich sowie in Frankreich und in der Türkei. Deutschland, Korea, die Niederlande, China und die Russische Föderation konnten hingegen weiterhin einen Überschuss in der Warenhandelsbilanz ausweisen.

Die japanische Warenhandelsbilanz hat sich seit 2011 erheblich verschlechtert, was zur Folge hatte, dass Japan in diesen Jahren Handelsbilanzdefizite verzeichnete, nachdem es dreißig Jahre lang Überschüsse verbuchen konnte. Diese Trendwende ist dem Anstieg der Energieimporte zuzuschreiben, zu dem es in den letzten Jahren infolge des Tsunamis und des Erdbebens von 2011 gekommen ist.

Quelle

Weitere Informationen

Analysen

Statistiken

Zur Methodik

Websites

Tabelle. Internationaler Handel mit Waren

 https://doi.org/10.1787/888933336374

Entwicklung der Warenhandelsbilanz
Jährliche Veränderung in Prozent
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 https://doi.org/10.1787/888933335205