copy the linklink copied!Finnland
Die Wirtschaft wird den Projektionen zufolge 2019-2020 in einem langsameren Tempo von etwa 1½% expandieren, da sich das Exportwachstum aufgrund des geringeren Anstiegs der Auslandsnachfrage – insbesondere nach Investitionsgütern – abschwächen wird. Die Wohnungsbauinvestitionen werden verhalten bleiben. Die Einkommens- und Beschäftigungszuwächse werden den privaten Konsum stützen, auch wenn die nach und nach anziehende Inflation die realen Einkommen der privaten Haushalte schmälern dürfte. Das Beschäftigungswachstum wird sich aufgrund von Diskrepanzen zwischen Kompetenzangebot und -nachfrage verlangsamen.
Die Staatsverschuldung ist dank des kräftigen Wirtschaftswachstums, der steigenden Beschäftigung und der Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung gesunken, allerdings geht von der Bevölkerungsalterung weiterhin Druck auf die Staatsfinanzen und das Potenzialwachstum aus. Die Anhebung der Beschäftigungsquote auf das Niveau anderer nordischer Länder ist entscheidend, um die langfristigen haushaltspolitischen Herausforderungen zu bewältigen. Hierzu sollten die Kompetenzen verbessert und die aktive Arbeitsmarktpolitik gestärkt werden.
Das BIP-Wachstum lässt nach
Das Wachstum der Wohnungsbauinvestitionen hat sich gegenüber dem zuvor erreichten Rekordniveau deutlich verlangsamt. Das Geschäfts- und Konsumklima hat sich eingetrübt, liegt aber immer noch nahe an den langfristigen Durchschnittswerten. Das Exportwachstum ist verhalten, da die weltweiten Handelsspannungen die Auslandsnachfrage beeinträchtigen. Die Importe werden hingegen durch die kräftige Inlandsnachfrage in die Höhe getrieben. Die Arbeitslosenquote ist dank eines robusten Produktionswachstums, der im Rahmen des Wettbewerbsfähigkeitspakts vereinbarten Lohnmäßigung und Aktivierungsmaßnahmen auf den niedrigsten Wert seit 2011 gesunken. Gleichwohl ist die strukturelle Arbeitslosigkeit nach wie vor relativ hoch, was durch Arbeitsmarktrigiditäten und Diskrepanzen zwischen den am Arbeitsmarkt angebotenen und nachgefragten Kompetenzen bedingt ist. Die zunehmend angespannte Arbeitsmarktlage lässt allmählich die Löhne steigen, wodurch die Inflation – ausgehend von ihrem gegenwärtigen niedrigen Niveau – nach und nach anziehen dürfte.
Die Beschäftigung muss weiter angekurbelt werden
Die Geldpolitik der EZB verleiht der Wirtschaft weiterhin kräftige Impulse. Die Fiskalpolitik ist im Großen und Ganzen neutral ausgerichtet, wobei das Haushaltsdefizit im Projektionszeitraum – in erster Linie durch eine höhere Beschäftigung bedingt – leicht sinken wird. Die Haushaltsposition bietet Spielraum, um das Wirken der automatischen Stabilisatoren zuzulassen und im Fall eines schweren Konjunktureinbruchs einige diskretionäre fiskalische Impulse zu geben.
Finnlands Beschäftigungsquote, die weiterhin deutlich unter derjenigen anderer nordischer Länder liegt, wird weiter steigen müssen – nicht zuletzt, um die durch die Bevölkerungsalterung bedingten Ausgabenzuwächse zu finanzieren. Die Beschäftigungsquote hat dank der guten Wirtschaftslage sowie einer Reihe von beschäftigungsfördernden Politikreformen, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden, das Ziel der Regierung von 72% erreicht. Um die Arbeitsanreize zu erhöhen, wurde die Bezugsdauer für die verdienstabhängigen Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung verkürzt. Die Gebühren für die frühkindliche Erziehung wurden gesenkt, um die Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen zu erhöhen. Die Voraussetzungen für den Bezug von Leistungen bei Arbeitslosigkeit wurden verschärft. Allerdings verringern hohe Steuersätze bei der Rückkehr in die Erwerbstätigkeit und komplexe leistungsrechtliche Bestimmungen nach wie vor für viele Personen die Arbeitsanreize. Um die strukturelle Arbeitslosigkeit zu senken, bedarf es einer Stärkung der aktiven Arbeitsmarktpolitik und einer Reform des Wohlfahrtssystems.
Das Wachstum wird sich verlangsamen und ist anfällig gegenüber einer weiteren Abschwächung der Weltwirtschaft
Das Wirtschaftswachstum wird sich den Projektionen zufolge aufgrund von Kapazitätsengpässen, insbesondere Fachkräfteengpässen, sowie der rückläufigen Auslandsnachfrage deutlich abschwächen. Das Wachstum des privaten Konsums wird sich etwas verlangsamen, da die allmählich anziehende Inflation die realen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte begrenzt. Die staatlichen Investitionen werden nach dem Abschluss mehrerer Vorhaben an Dynamik verlieren. Die Wohnungsbauinvestitionen werden sich verlangsamen, allerdings werden die Nichtwohnungsbauinvestitionen dank verschiedener geplanter Großprojekte, insbesondere in der Forstwirtschaft und in der Schifffahrt, relativ kräftig bleiben. Die Ausfuhren werden aufgrund der schwachen Auslandsnachfrage – aus dem Euroraum und insbesondere aus Deutschland – nur leicht anziehen. Bedingt durch die hohe Kapazitätsauslastung wird sich der Preisauftrieb beschleunigen. Die Beschäftigung wird nur leicht expandieren, da die Bevölkerung im Erwerbsalter weiter schrumpft und die Diskrepanzen zwischen Kompetenzangebot und -nachfrage fortbestehen. Das größte Abwärtsrisiko für die Aussichten ist eine weitere Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums und der globalen Investitionstätigkeit, da Investitionsgüter einen großen Teil der Ausfuhren Finnlands ausmachen. Lohnsteigerungen infolge der angespannten Arbeitsmarktlage würden zwar den privaten Verbrauch stützen, könnten aber auch die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen
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https://doi.org/10.1787/43e485a3-de
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