1887

OECD Multilingual Summaries

OECD Business and Finance Outlook 2019

Summary in German

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10.1787/af784794-en

Unternehmens‑ und Finanzausblick der OECD 2019

Zusammenfassung in Deutsch

Zusammenfassung

Vertrauen ist die Basis gut funktionierender (staatlicher und sonstiger) Institutionen, Märkte und Unternehmen sowie der Gesellschaft als Ganzes. In den zehn Jahren seit der globalen Finanzkrise wurde mit zahlreichen Maßnahmen und Initiativen versucht, das Vertrauen auf nationaler und internationaler Ebene wiederherzustellen. Angesichts von Antiglobalisierungstendenzen und zunehmenden protektionistischen Bestrebungen stellt sich jedoch die Frage, ob die öffentlichen und privaten Akteure genug zur Stärkung des Vertrauens in die Finanz‑ und Unternehmenslandschaft getan haben. Falls nicht, ist zu klären, wie die verbleibenden Vertrauensdefizite beseitigt werden können.

Vor diesem Hintergrund untersucht die Ausgabe 2019 des OECD Business and Finance Outlook, wie sich das Vertrauen der Öffentlichkeit in Wirtschaft und Finanzwelt stärken lässt, um das wirtschaftliche und gesellschaftliche Wohlergehen zu fördern. Er beschäftigt sich mit fünf Aspekten, die zwar nicht alle Bereiche abdecken, aber konkrete Handlungsmöglichkeiten für Politikverantwortliche bieten. Dabei geht es um das Vertrauen in die Finanzmärkte (Kapitel 1), in die Finanzinstitutionen, z.B. Banken und Pensionsfonds (Kapitel 2), sowie in die Unternehmen und deren Gesetzestreue, womit die Frage der Unternehmenshaftung aufgeworfen wird (Kapitel 3). Kapitel 4 befasst sich mit dem Vertrauen in faire Wettbewerbsbedingungen, wobei insbesondere die wachsende Bedeutung staatseigener Unternehmen und die damit verbundenen Verhaltensrisiken untersucht werden. Gegenstand von Kapitel 5 ist das Vertrauen in Online‑Märkte.

Vertrauen in die Finanzmärkte

Der Bericht erörtert potenzielle Risiken, die künftig das Vertrauen in den Finanzsektor erschüttern könnten. Dazu zählt beispielsweise das hohe Volumen an Staats‑ und Unternehmensanleihen sowie Bankschuldverschreibungen. Die umfangreichen Schuldtitelemissionen wirkten sich nach der Krise zunächst wachstumsstützend aus, lassen aber im weiteren Verlauf des Kreditzyklus Überschuldungsrisiken befürchten. Darüber hinaus befasst sich der Bericht mit Finanzmarktentwicklungen und ‑innovationen, wie z.B. Hochfrequenzhandel und Kryptoassets. Diese können die Finanzmärkte zwar effizienter und inklusiver machen, sind jedoch auch mit Volatilitäts‑ und Verlustrisiken verbunden.

Um das Vertrauen in die Finanzmärkte zu stärken, sollten die zuständigen Behörden besser dafür gerüstet werden, Risiken im öffentlichen Schuldenmanagement und bei der Sicherung der Liquiditätsversorgung des Finanzsystems zu erkennen und zu verringern, z.B. durch eine stärkere Nutzung von Tail‑Risk‑Szenarien. Eine konsequentere Umsetzung der FSB/IOSCO‑Empfehlungen zum Liquiditätsrisikomanagement von Investmentfonds könnte sich zudem günstig auf die marktbasierte Finanzierung auswirken. Ferner sollten die Effekte und Risiken von algorithmischem Handel und Hochfrequenzhandel in Phasen von Finanzmarktstress genauer analysiert werden, um die Wahrscheinlichkeit von Flash‑Crashs und damit einhergehenden Ansteckungseffekten zu verringern.

Vertrauen in die Finanzinstitutionen

Bevölkerungsalterung, geringe Altersvorsorgeerträge, Wachstumsschwäche, weniger stabile Erwerbsbiografien und ein unzureichender Rentenversicherungsschutz für bestimmte Arbeitskräftegruppen – all diese Entwicklungen haben Zweifel daran gesät, dass bei der Verwaltung der Rentensysteme die Interessen der Arbeitskräfte im Vordergrund stehen und dass sie bei Erreichen des Rentenalters tatsächlich die versprochenen Rentenleistungen erhalten werden.

In diesem Bericht werden drei Politikziele erörtert, um das Vertrauen in die Finanzinstitutionen wiederherzustellen: Förderung einer umsichtigen Verwaltung von Rentenvermögen und Unterstützung der Pensionsfonds bei der Erfüllung ihrer treuhänderischen Pflichten, Stärkung des finanziellen Verbraucherschutzes und Bewältigung ökologischer und sozialer Risiken.

Ein guter Ausgangspunkt hierfür wäre eine umfassendere Umsetzung und Durchsetzung bestehender OECD‑Politikinstrumente, z.B. der "OECD Core Principles of Private Pension Regulation" (OECD‑Grundprinzipien für die Regulierung der privaten Altersvorsorge), der "G20 High‑Level Principles on Financial Consumer Protection" (Hochrangige G20‑Grundsätze zum finanziellen Verbraucherschutz) und der "OECD‑Leitsätze für multinationale Unternehmen". Darüber hinaus müssen die in diesem Zusammenhang ergriffenen Maßnahmen den Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung Rechnung tragen und dafür sorgen, dass die Tätigkeit von Finanzinstitutionen mit gesellschaftlichen Anliegen in Einklang steht, z.B. durch Berücksichtigung von ESG‑Kriterien in Anlagestrategien.

Vertrauen und Unternehmenshaftung

Die Gewissheit, dass die Unternehmen bei ihrer Tätigkeit wenigstens die gesetzlichen Vorgaben einhalten, ist eine Grundvoraussetzung für das Vertrauen in die Wirtschaft. Dieses Vertrauen ruht auf zwei Säulen: Erstens müssen die Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um rechtswidriges Verhalten zu verhindern. Zweitens sollten sie sich bei Verdacht auf rechtswidrige Aktivitäten an die Strafverfolgungsbehörden wenden und bei der Aufklärung mitwirken.

Den Regierungen kommt eine Schlüsselrolle bei der Schaffung der dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu. Dazu zählt die Formulierung und effektive Umsetzung robuster Bestimmungen für die Unternehmenshaftung, einschließlich wirksamer Kooperationsanreize. Dabei sind durchaus Fortschritte festzustellen: In den zwanzig Jahren seit Inkrafttreten des OECD‑Übereinkommens zur Bestechungsbekämpfung wurden Regelungen zur Unternehmenshaftung bei Auslandsbestechung eingeführt, die in jüngerer Zeit durch Anreize zur Einhaltung der geltenden Bestimmungen ergänzt wurden. Auf globaler Ebene sollten angesichts der wachsenden Zahl und Komplexität der Fälle internationaler Unternehmenskriminalität weitere Anstrengungen zur Zusammenarbeit und Harmonisierung der Unternehmenshaftungsregelungen der einzelnen Länder unternommen werden.

Vertrauen und faire Wettbewerbsbedingungen

Staatseigene Unternehmen spielen sowohl an ihren Heimatmärkten als auch auf internationaler Ebene eine immer wichtigere Rolle. Die Politik muss daher den erhöhten Korruptionsrisiken bei staatseigenen Unternehmen wirksam entgegentreten, um für Vertrauen und faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. OECD‑Daten lassen darauf schließen, dass die Korruptionsrisiken bei staatseigenen Unternehmen besonders hoch sind. So sind staatseigene Unternehmen, die in bestimmten Sektoren – insbesondere in der Stahlerzeugung – tätig sind, in der Regel weniger profitabel als privatwirtschaftliche Wettbewerber, müssen aber seltener den Betrieb einstellen. Zudem treten bestimmte Formen von Korruption bei staatseigenen Unternehmen häufiger auf. Staatseigene Unternehmen beschließen auch seltener als private Unternehmen, sich aus Integritätsgründen aus bestimmten Projekten zurückzuziehen oder von bestimmten Geschäftspartnern zu trennen.

Um dem potenziellen Vertrauensdefizit staatseigener Unternehmen zu begegnen, müssen die Regierungen dafür sorgen, dass für staatseigene Unternehmen – sowohl im In‑ als auch im Ausland – die gleichen rechtlichen, regulatorischen und politischen Vorgaben im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung und Integrität gelten wie für privatwirtschaftliche Unternehmen. Dabei sollten die Politikverantwortlichen ihr Augenmerk vor allem darauf richten, die Transparenz zu erhöhen, die investitionsrechtlichen Bestimmungen im Zusammenhang mit Staatsbeteiligungen zu verbessern und die Korruption in staatseigenen Unternehmen zu bekämpfen. Dies steht im Einklang mit den Politikempfehlungen der kürzlich verabschiedeten und von den G20 gebilligten "OECD Guidelines on Anti‑Corruption and Transparency in SOEs" (OECD‑Leitlinien zur Korruptionsbekämpfung und Transparenz in staatseigenen Unternehmen).

Vertrauen in Online‑Märkte

Online‑Märkte bieten mit ihren neuen und günstigeren Produkten zahlreiche Vorteile für die Verbraucher. Damit ihr Potenzial jedoch voll ausgeschöpft werden kann, müssen sie das Vertrauen der Konsumenten genießen. Im Fall schwer zu erlangender und zu beurteilender Produktinformationen reagieren die Märkte möglicherweise nicht auf die Anforderungen der Verbraucher. Diese könnten gezwungen sein, auf wenig belastbare Qualitätsindikatoren – wie z.B. Markennamen – zu vertrauen. Dadurch sinken die Anreize für die Unternehmen, ihr Angebot zu verbessern. Zugleich werden neue Anbieter abgeschreckt. Unter Umständen könnten die Konsumenten auch davon abgehalten werden, überhaupt Online‑Märkte zu nutzen.

Ein vertrauenswürdiges Online‑Marktumfeld kann nur durch multidisziplinäres (womöglich grenzüberschreitendes) Vorgehen von Wettbewerbs‑, Verbraucherschutz‑ und Datenschutzbehörden sowie anderen Aufsichtsbehörden geschaffen werden. Dabei sind sowohl Maßnahmen zur Rechtsdurchsetzung als auch zur Wettbewerbsförderung erforderlich, um dafür zu sorgen, dass die Verbraucher an Online‑Märkten fundiertere Kaufentscheidungen treffen können und durch die Suche nach dem besten Preis‑Leistungs‑Verhältnis zugleich den Wettbewerb ankurbeln.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

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© OECD (2019), OECD Business and Finance Outlook 2019, OECD Publishing.
doi: 10.1787/af784794-en

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