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Das Wirtschaftswachstum wird den Projektionen zufolge nachlassen, da die Bedingungen auf den Exportmärkten schlechter werden und sich die Auszahlung von EU-Mitteln verlangsamt. Der kräftige Verbrauch der privaten Haushalte wird das Wachstum weiterhin stützen. Der hohe Lohnauftrieb wird sich allmählich in einem Anstieg der Inflation niederschlagen.

Die Fiskalpolitik wird weitgehend neutral ausgerichtet sein. Ein effizienterer Steuereinzug ist unerlässlich, um die höheren Gesundheitsausgaben sowie einen besseren Zugang zu Wohnraum und Bildung zu finanzieren. Das Engagement der neuen Regierung, die Verringerung der informellen Beschäftigung und die Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen – darunter Geldwäsche – verstärkt voranzutreiben, ist zu begrüßen.

Das Wachstum wird von der Inlandsnachfrage getragen

Lettland verzeichnete 2018 ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Maßgeblich hierfür war das Wachstum der Investitionen, das sich dank einiger großer Investitionsvorhaben im Handels- und Logistiksektor und einer außergewöhnlichen Zunahme der EU-Mittelauszahlungen im zweistelligen Bereich bewegte. Senkungen der Arbeitsbesteuerung und starke Lohnzuwächse infolge von Mindestlohnanhebungen, Arbeitskräfteknappheit und Produktivitätsfortschritten stützten den robusten Verbrauch der privaten Haushalte. In jüngster Zeit belastete die Abschwächung des Welthandels jedoch das Geschäftsklima, die Industrieproduktion und die Ausfuhren. Die steigenden Lohnstückkosten führten bisher nicht zu nennenswertem Inflationsdruck.

Die Arbeitsmarktlage ist nach wie vor angespannt, und die Zahl der offenen Stellen ist hoch. Die Arbeitslosenquote ist gesunken, verharrt jedoch über der 7%-Marke, da regionale und kompetenzbezogene Ungleichgewichte ein rascheres Beschäftigungswachstum verhindern. Zudem gibt es zahlreiche unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte, entmutigte Arbeitskräfte sowie Personen, die gerne arbeiten würden, aber nicht aktiv nach Arbeit suchen. Dies stellt eine ernste Herausforderung für das Wirtschaftswachstum dar – nicht zuletzt, weil die Erwerbsbevölkerung aufgrund der kontinuierlichen Arbeitskräfteabwanderung und der Bevölkerungsalterung schrumpft. Der Durchschnittslohn erhöhte sich 2018 um 8%, was zu einem Anstieg der Lohnstückkosten im Vergleich zu Lettlands Handelspartnern führte.

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Economic growth and labour market: Latvia
Economic growth and labour market: Latvia

Source: Central Statistical Bureau of Latvia; Eurostat; and OECD Economic Outlook 105 database.

 StatLink https://doi.org/10.1787/888933934698

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Latvia: Demand, production and prices
Latvia: Demand, production and prices

 StatLink https://doi.org/10.1787/888933935591

Die Politik sollte auf ein inklusiveres Wachstum hinwirken

Der fiskalpolitische Kurs wird im Großen und Ganzen neutral ausgerichtet sein, da die seit 2018 eingeleiteten Einkommen- und Unternehmensteuerreformen durch höhere Verbrauchsteuern und Ausgabendisziplin kompensiert werden. Die Regierung hob zudem die Sozialversicherungsbeiträge an, um einen Teil des Anstiegs der Gesundheitsausgaben zu finanzieren. Dieser fiskalpolitische Kurs ist angemessen in Anbetracht des begrenzten Inflationsdrucks und der Ausgabenerhöhungen, die insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Bildung nötig sind, um dem Fachkräftemangel und Ungleichheiten beim Zugang zu Sozialdienstleistungen entgegenzuwirken. Die Regierung sollte allerdings die Auswirkungen der Lohnsteigerungen auf die Preise beobachten und sich bereithalten, den fiskalpolitischen Kurs etwas mehr zu straffen, falls der Inflationsdruck – insbesondere gegen Ende des Projektionszeitraums – stärker zunehmen sollte als erwartet.

Es bedarf eines kräftigen Produktivitätswachstums, um trotz der ungünstigen demografischen Entwicklungen aufgrund von Bevölkerungsalterung und Abwanderung ein robustes Wirtschaftswachstum zu sichern. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, der die Innovationstätigkeit und die Einführung digitaler Technologien hemmt, ist es äußerst wichtig, Berufs- und Tertiärbildung stärker auf den Arbeitsmarktbedarf auszurichten und die Weiterbildungsteilnahme zu erhöhen. Eine Ausweitung des Mietwohnungsmarkts würde die Arbeitskräftemobilität steigern und den regionalen Ungleichgewichten zwischen Arbeitsnachfrage und Arbeitsangebot entgegenwirken. Die Kapazitäten der Justiz-, Strafverfolgungs- und Aufsichtsbehörden müssen gestärkt werden, um Wirtschaftskriminalität wie z.B. Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu bekämpfen, informelle Beschäftigung und Reputationsrisiken einzudämmen sowie Ineffizienzen in den Insolvenzverfahren zu beseitigen, die eine effizientere Ressourcenallokation verhindern. Ein besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung und eine stärkere soziale Absicherung würden zu einem höheren und inklusiveren Wachstum beitragen.

Das Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich robust bleiben

Das Wirtschaftswachstum wird sich etwas abschwächen, da die Investitionstätigkeit unter dem Einfluss einer langsameren Auszahlung von EU-Mitteln auf ein nachhaltigeres Tempo zurückgehen dürfte. Das Exportwachstum dürfte sich nur allmählich erholen. Ein ungeregelter Austritt des Vereinigten Königreichs – Lettlands sechstgrößtem Exportabsatzmarkt – aus der Europäischen Union könnte die Erholung der Exporte zusätzlich verzögern. Der Lohnauftrieb wird hoch bleiben, da der Fachkräftemangel und die Diskrepanzen zwischen Arbeitsnachfrage und -angebot auf kurze Sicht fortbestehen dürften. Dies wird über höhere Einkommen der privaten Haushalte den Konsum stützen, droht jedoch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der lettischen Unternehmen zu beeinträchtigen, wenn das Lohnwachstum nicht mit einem ausreichend hohen Produktivitätswachstum einhergeht. Andererseits könnten die jüngsten Strukturreformen, mit denen die Innovationstätigkeit und die berufliche Bildung gefördert werden sollen, schneller als erwartet wirksam werden, sodass die lettischen Unternehmen ihre nichtpreisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessern könnten. Dies könnte zu einem stärkeren Wachstum und einem Anstieg der Beschäftigung beitragen.

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https://doi.org/10.1787/43e485a3-de

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