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OECD Multilingual Summaries

TALIS 2018 Results (Volume I)

Teachers and School Leaders as Lifelong Learners

Summary in German

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TALIS 2018 Ergebnisse (Band I)

Lehrer/innen und Schulleiter/innen als lebenslang Lernende

Zusammenfassung in Deutsch

Die meisten von uns haben in mindestens zwei Lebensphasen mit Lehrkräften zu tun: zuerst als Lernende und später als Eltern. So überrascht es nicht, dass sich die Menschen überall auf der Welt oft stark für den Lehrerberuf und seine Entwicklung interessieren. In der Tat werden wenige Berufe so diskutiert und von allen Seiten analysiert wie der Lehrerberuf, vor allem von jenen, die den Beruf selbst nicht ausüben. Wiederum nehmen Lehrkräfte aber auch tätigen Anteil an der Gesellschaft, für die sie arbeiten: Gemäß der Internationalen Erhebung der OECD zu Lehren und Lernen (OECD Teaching and Learning International Survey – TALIS) geben 90% der Lehrer/innen an, dass die Möglichkeit, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und die Entwicklung von Kindern und jungen Menschen zu beeinflussen wichtige Aspekte bei der Entscheidung waren, Lehrer/in zu werden.

Mit der TALIS‑Studie soll die Stimme der Lehrkräfte und Schulleitungen bis hinauf in die politische Ebene Gehör finden. In der Studie werden Lehrkräfte über ihr Arbeitsleben in der Schule befragt. Die Erhebung erstreckt sich auf viele Aspekte, angefangen bei ihrem schulischen Umfeld und der Art und Weise, wie sie unter Kollegen Feedback geben bis hin zu ihren Unterrichtsmethoden und ihrer Teilnahme an kontinuierlicher beruflicher Weiterbildung. TALIS befasst sich auch mit den Erfahrungen von Schulleiter/innen. In der Befragung werden Themen angesprochen, wie z.B. ihre Rolle bei der Umsetzung der Bildungspolitik in Schulen, ihre Sorgen über die Ressourcenausstattung der Schulen und ihre eigene berufliche Entwicklung und Fortbildung.

Im Anschluss an die ersten beiden TALIS‑Erhebungszyklen aus den Jahren 2008 und 2013 geht es beim dritten Durchgang um die Professionalität des Lehrerberufs sowie die Frage, inwieweit Lehrer/innen ihren Beruf als eine Tätigkeit betrachten, die attraktive Karriereperspektiven bietet. Die Professionalität im Lehrerberuf wird in TALIS 2018 anhand von fünf Kriterien („Säulen“) analysiert: unterrichtsrelevante Kenntnisse und Kompetenzen, Prestige des Berufs in der öffentlichen Wahrnehmung, Aufstiegsmöglichkeiten, Kultur der Zusammenarbeit unter Lehrkräften sowie Grad der fachlichen Verantwortung und Selbständigkeit von Lehrer/innen und Schulleiter/innen.

Der erste Band Lehrer/innen und Schulleiter/innen als lebenslang Lernende befasst sich vorrangig mit der ersten Säule, den unterrichtsrelevanten Kenntnissen und Kompetenzen. Zunächst wird untersucht, wie die Lehrkräfte ihre Kenntnisse und Kompetenzen in ihren Unterrichtspraktiken anwenden, wobei den demografischen Merkmalen der Lehrerpopulation, der soziokulturellen Zusammensetzung der Klassen und dem Schulklima besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, da diese Faktoren die Lernumgebung bestimmen. Danach wird analysiert, wie die Lehrkräfte ihre Kenntnisse und Kompetenzen in ihrer beruflichen Erstausbildung erworben haben und welche Schritte sie unternehmen, um sie im Rahmen der kontinuierlichen beruflichen Entwicklung weiter auszubauen.

Welche Methoden wenden Lehrkräfte im Unterricht an und wie haben sich diese im Zeitverlauf verändert?

In einer klassischen Unterrichtsstunde sind Methoden, die sich auf die Klassenführung und Gewährleistung eines verständlichen Unterrichts konzentrieren, in den OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS teilnehmen, weit verbreitet. Mindestens zwei Drittel der Lehrkräfte setzen diese Methoden in ihrem Unterricht häufig ein. Anders verhält es sich mit Praktiken zur kognitiven Aktivierung der Lernenden (d.h. Schülerinnen und Schüler sollen Informationen bewerten und Wissen anwenden, um Probleme zu lösen), obwohl diese potenziell einen sehr positiven Einfluss auf den Lernprozess haben. Nur etwa die Hälfte der Lehrkräfte wendet diese Methode an.

In den OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an der TALIS‑Erhebung teilnehmen, sind nur 78% einer klassischen Unterrichtsstunde dem eigentlichen Unterricht gewidmet. In der übrigen Zeit sorgen die Lehrkräfte für Ruhe und Ordnung oder erledigen die Klasse betreffende administrative Aufgaben. Dadurch hat sich die für das tatsächliche Lehren und Lernen in der Klasse aufgewandte Zeit in etwa der Hälfte der TALIS‑Teilnehmerländer in den vergangenen fünf bis zehn Jahren verringert.

Die Beurteilung der Lernfortschritte der Schülerinnen und Schülern ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses. Forschungsergebnisse zeigen, dass die von den Lehrkräften gewählten Beurteilungsmethoden erhebliche Auswirkungen auf die Lernergebnisse haben können. In den TALIS‑Teilnehmerländern aus dem OECD‑Raum beurteilen 79% der Lehrkräfte die Lernfortschritte, indem sie die Schülerinnen und Schüler bei der Erledigung von Aufgaben beobachten und sofort Feedback geben. 77% der Lehrkräfte geben an, dass sie selbst die Beurteilenden sind. Nur 41% der Lehrerinnen und Lehrer lassen die Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Fortschritt bewerten. Insgesamt geben 2018 aber tendenziell mehr Lehrkräfte als 2013 an, häufig auf diese Methode der Eigenbeurteilung zurückzugreifen.

Die Schulen sind sich des Werts innovativer Unterrichtsmethoden für die Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts offenbar bewusst. Die überwiegende Mehrzahl der Lehrkräfte und Schulleitungen gibt an, dass ihre Schulen für innovative Praktiken offen sind und über die Kapazitäten verfügen, sie einzuführen. Im Durchschnitt der OECD‑Teilnehmerländer an der TALIS‑Studie geben 78% der Lehrer/innen auch an, dass sie und ihre Kollegen/innen sich bei der Einführung neuer Ideen gegenseitig unterstützen. Lehrkräfte in Europa und Lehrkräfte, die zur Generation der „Millennials“ gehören, berichten allerdings mit geringerer Wahrscheinlichkeit über eine solch offene Haltung gegenüber Innovationen.

Wie haben sich Lehrer‑ und Schülerpopulation im Lauf der Zeit verändert?

Das Durchschnittsalter der Lehrkräfte in den OECD‑Teilnehmerländern an TALIS beträgt 44 Jahre. Zwischen den Ländern gibt es aber erhebliche Unterschiede. In zahlreichen Ländern ist die Lehrerpopulation in den vergangenen fünf bis zehn Jahren gealtert, in einigen wenigen wurde zwischen 2013 und 2018 sogar ein starker Altersanstieg verzeichnet. Diese Länder werden sich in den kommenden Jahren der Herausforderung stellen müssen, zahlreiche neue Lehrkräfte zu gewinnen und auszubilden, sofern sie nicht parallel einen Rückgang der Schülerzahlen verzeichnen.

Im Umfeld des Unterrichts haben sich die Beziehungen zwischen Schüler/innen und Lehrer/innen in den meisten Ländern seit 2008 verbessert. 95% der Lehrkräfte stimmen darin überein, dass Schüler und Lehrer üblicherweise gut miteinander auskommen. Allerdings melden 14% der Schulleitungen regelmäßige Fälle von Einschüchterung oder Mobbing unter den Schülerinnen und Schülern. Die Zahl derartiger Vorfälle hat in einigen Ländern seit 2013 abgenommen, in anderen aber zugenommen.

Jüngste Veränderungen im Migrationsgeschehen wirken sich auf die Zusammensetzung der Schülerpopulation in den Klassen aus. Nahezu ein Drittel der Lehrkräfte in OECD‑Ländern, die an TALIS teilnehmen, geben an, in Schulen tätig zu sein, in denen mindestens 1% der Schülerpopulation Flüchtlinge sind. 17% der Lehrkräfte arbeiten in Schulen, in denen mindestens 10% der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben.

Laut Angaben von 95% der Schulleitungen sind die Lehrkräfte in ihrer Schule davon überzeugt, dass Kinder und Jugendliche lernen sollten, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen vieles gemeinsam haben. Eine große Mehrheit der Schulen mit multikultureller Schülerschaft in OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS teilnehmen, hat zur Förderung der Diversität globale Themen in die Lehrpläne integriert. In diesen Schulen wird den Schülerinnen und Schülern auch gezeigt, wie man mit ethnischer und kultureller Diskriminierung umgeht. 80% der Lehrkräfte geben an, in Schulen tätig zu sein, wo dies der Fall ist.

Warum entscheiden sich Lehrkräfte für die Ausübung des Berufs und wie werden sie in den ersten Jahren ihrer Ausbildung darauf vorbereitet?

Der Lehrerberuf war für zwei Drittel der Lehrkräfte in OECD‑Ländern, die an TALIS teilnehmen, die erste Karrierewahl. Dies trifft aber nur auf 59% der männlichen, gegenüber 70% der weiblichen Lehrkräfte zu. 90% der Lehrerinnen und Lehrer geben an, dass die Möglichkeit, die Entwicklung von Kindern zu beeinflussen und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, ein großer Motivationsfaktor für die Wahl des Lehrerberufs war. Nur 61% der Befragten geben an, dass der sichere Karriereweg ein wichtiger Aspekt bei ihrer Entscheidung war.

Während ihrer (Aus‑)Bildung wurden den Lehrkräften vor allem die Inhalte ihrer Unterrichtsfächer und pädagogische Kenntnisse vermittelt, und sie absolvierten Unterrichtspraktika. Weitere geläufige Lehrinhalte waren Verhalten von Schülerinnen und Schülern und Klassenführung. Diese Elemente waren Teil der Ausbildung von 72% der Lehrkräfte in OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS teilnahmen. Die Verwendung von Informations‑ und Kommunikationstechnologien (IKT) im Unterricht (56%) und das Unterrichten in einem multikulturellen Umfeld (35%) gehörten jedoch seltener zu den Lehrinhalten.

Wenn die Lehrkräfte dann nach Abschluss der Erstausbildung tatsächlich unterrichten, durchlaufen nur 38% von ihnen an ihrer ersten Schule eine formelle oder informelle Einführungsphase, obgleich dies für Nachwuchslehrer positive Auswirkungen auf den Einstieg in die Lehrtätigkeit hat und auch so wahrgenommen wird. Obwohl auch die Schulleitungen die Betreuung durch Mentoren generell als ein wichtiges Element für die Arbeit der Lehrkräfte und Leistungen der Schülerinnen und Schüler betrachten, haben im Durchschnitt der an TALIS teilnehmenden OECD‑Länder und Volkswirtschaften zugleich nur 22% der neuen Lehrkräfte einen ihnen zugeteilten Mentor.

An welchen Fortbildungsmaßnahmen nehmen Lehrkräfte und Schulleitungen teil und wie bewerten sie diese?

Die Teilnahme von Lehrkräften und Schulleitungen an Lehrerfortbildungen ist in den OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS teilnehmen, gang und gäbe. Mehr als 90% der Lehrer/innen und Schulleiter/innen haben im Jahr vor der Erhebung an mindestens einer Fortbildung teilgenommen. Mit am beliebtesten unter den Lehrkräften ist die Teilnahme an schulexternen Kursen und Seminaren zur beruflichen Weiterbildung. Über 70% der Lehrerinnen und Lehrer nehmen an Fortbildungen dieser Art teil. Obwohl das gemeinschaftliche Lernen zu den Formen der Fort‑ und Weiterbildung zählt, die die Lehrkräfte in der TALIS‑Erhebung als am wirkungsvollsten bezeichnet haben, nehmen nur 44% der Lehrer/innen an Peer Learning und Lernen in Netzwerken teil. Nach Angaben der Lehrkräfte zählt berufliche Weiterbildung, die auf Kooperation und kollaborativen Ansätzen für den Unterricht basiert, für sie tatsächlich zu den wirkungsvollsten Fortbildungsmaßnahmen.

82% der Lehrkräfte geben an, dass sich ihre Teilnahme an solchen Schulungen positiv auf ihre Unterrichtspraxis ausgewirkt hat. Lehrkräfte, die an so wirkungsvollen Fortbildungsaktivitäten teilnehmen, haben eigenen Angaben zufolge generell auch eine höhere Selbstwirksamkeit und Arbeitszufriedenheit.

Allerdings gibt es einige Bereiche der beruflichen Entwicklung, in denen das Fortbildungsangebot nach Auffassung der Lehrkräfte noch nicht ausreicht. Dazu gehört die Entwicklung fortgeschrittener IKT‑Kompetenzen. Weitere Bereiche sind das Unterrichten in einem multikulturellen oder mehrsprachigen Umfeld und das Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte und Schulleitungen gibt ferner an, dass sie nur in begrenztem Maße an ihnen offenstehenden Fortbildungsaktivitäten teilnehmen können, da diese mit ihrem Arbeits‑/Stundenplan in Konflikt stehen oder es an Anreizen mangelt.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

OECD

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© OECD (2019), TALIS 2018 Results (Volume I): Teachers and School Leaders as Lifelong Learners, OECD Publishing.
doi: 10.1787/1d0bc92a-en

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