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Das Wirtschaftswachstum wird wieder an Kraft gewinnen und sich bis 2020 der Marke von 7½% nähern. Die neue Maßnahme zur Stützung der Einkommen von Kleinbauern wird den Verbrauch im ländlichen Raum fördern. Das Investitionswachstum wird sich beschleunigen, da die Kapazitätsauslastung zunimmt, die Zinssätze sinken und mit einem Abklingen der geopolitischen Spannungen und der politischen Unsicherheit gerechnet wird. Durch die niedrigeren Ölpreise und die jüngste Aufwertung der Rupie nimmt der Druck auf die Inflation und die Leistungsbilanz ab.

Die Geldpolitik könnte etwas gelockert werden, da die Gesamtinflation deutlich unter der Zielvorgabe verharrt und die Inflationserwartungen sinken. Der wachsende Kreditbedarf des öffentlichen Sektors ist durch die Umsetzung neuer Sozialprogramme, geringe Steuereinnahmen und den steigenden Finanzierungsbedarf öffentlicher Unternehmen und Banken bedingt. Für die Reduzierung der hohen Staatsschuldenquote bedürfte es eines verbesserten Einzugs der Waren- und Dienstleistungsteuer (Goods and Services Tax – GST) und einer Ausweitung der Bemessungsgrundlage für die Einkommensteuer. Die zügige Abwicklung von Insolvenzverfahren würde zur Eindämmung notleidender Kredite und Steigerung der Produktivität beitragen, da dies die Reallokation der Ressourcen in produktivere Unternehmen und Sektoren fördern würde. Wirtschaftsdaten von höherer Qualität und Aktualität, insbesondere zur Beschäftigungslage und zu den öffentlichen Finanzen, wären hilfreich für die Gestaltung besserer Politikmaßnahmen.

Die Wirtschaftstätigkeit des privaten Sektors verlangsamt sich, da Ausgabenpläne aufgeschoben werden

Indien verzeichnet das höchste Wachstum unter den G20-Volkswirtschaften. Das Exportwachstum konnte sich gut behaupten, da die Exportaufträge stetig steigen. Die Verwaltung der Waren- und Dienstleistungsteuer (Goods and Services Tax – GST) wurde weiter verbessert, sodass Steuerrückerstattungen an Exporteure rascher möglich sind, und die laufenden Bemühungen zur Verbesserung der Handelsinfrastruktur, -logistik und -verfahren beginnen sich auszuzahlen. Dank aufwendiger Projekte des öffentlichen Sektors verzeichnete die Investitionstätigkeit weiter ein robustes Wachstum. Demgegenüber wurden die privaten Investitionen, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, durch die Unsicherheit im Vorfeld der Parlamentswahlen sowie die andauernden Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Projekten, dem Erwerb von Grundbesitz und der Beschaffung der erforderlichen Genehmigungen beeinträchtigt. Der Verbrauch im ländlichen Raum hat sich unter dem Einfluss der verhaltenen Agrarpreis- und Lohnentwicklung ebenso wie der Absatz von Zweirädern und Traktoren verlangsamt.

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Investment, exports and inflation: India
Investment, exports and inflation: India

1. Core inflation excludes food, beverages and fuel.

Source: OECD Economic Outlook 105 database; and Central Statistics Office.

 StatLink https://doi.org/10.1787/888933934489

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India: Demand, output and prices
India: Demand, output and prices

 StatLink https://doi.org/10.1787/888933935458

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Loans and credit: India
Loans and credit: India

Source: Reserve Bank of India.

 StatLink https://doi.org/10.1787/888933934508

Es bedarf Strukturreformen, um kontinuierliche Beschäftigungs- und Einkommenszuwächse zu erreichen

Die Fiskalpolitik stützt die Konsumnachfrage. Die Einnahmen aus der Unternehmensteuer sprudeln dank der zur Verbesserung der Steuerdisziplin vorgenommenen Maßnahmen zwar, die Einnahmen aus der GST und der Einkommensteuer liegen jedoch unter der Zielvorgabe. Verschiedene Sozialprogramme zugunsten der Armen sind in Umsetzung, wodurch der vorübergehende Ausgabendruck im Vorfeld der Wahlen verstärkt wird. Dies betrifft u.a. eine neue Versicherung für Behandlungen im Krankenhaus, die Einrichtung von Primärversorgungszentren, Altersrenten für Arbeitskräfte des unorganisierten/informellen Sektors sowie Maßnahmen zur Stützung der Einkommen von Kleinbauern mit Grundbesitz. Diese Maßnahmen werden dazu beitragen, die Armut zu verringern und den Zugang zu qualitativ hochwertigen öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. Der fiskalische Spielraum der meisten Bundesstaaten ist begrenzt. In Anbetracht der relativ hohen Staatsverschuldung und um keine Investitionen des privaten Sektors zu verdrängen, sollten zusätzliche Ausgaben z.T. durch die Beendigung ineffizienter Ausgabenprogramme finanziert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Düngemittelsubventionen, die vor allem den landwirtschaftlichen Großbetrieben zugutekommen und zur Boden- und Gewässerdegradation beitragen. Zusätzliche Steuereinnahmen könnten auch durch die Einschränkung von Steuerbefreiungen und ermäßigten Steuersätzen bei der GST und durch die Abschaffung von Steuernachlässen im Einkommensteuersystem, die vor allem Reichen zugutekommen, erzielt werden.

Da die Inflation deutlich unter der Mitte des Zielkorridors liegt, die Inflationserwartungen sinken und Kapazitätsüberhänge bestehen, ist Spielraum vorhanden, um die Leitzinsen herabzusetzen. In Anbetracht der sich allmählich verbessernden Verfassung der Banken – manifestiert in dem jüngsten Rückgang der Problemaktiva – dürften sich die Kreditzinsen rascher anpassen und damit die Unternehmensinvestitionen ankurbeln. Um einen erneuten Anstieg notleidender Kredite zu verhindern, sollte die Governance der öffentlichen Banken verbessert werden, um solide Portfolioentscheidungen zu gewährleisten. Die Umsetzung strenger Normen für zahlungsunfähige Schuldner und die Abwicklung von Insolvenzverfahren innerhalb festgelegter Fristen sind ebenfalls entscheidend, um ein verantwortungsvolles Verhalten der Schuldner zu fördern.

Die Beseitigung struktureller Engpässe im Verarbeitenden Gewerbe ist unverzichtbar, um die Schaffung von Arbeitsplätzen in produktiveren und besser bezahlten Tätigkeiten zu fördern. Bei der Infrastruktur wurden Verbesserungen erzielt, insbesondere im Energieversorgungs- und Straßenbereich. Durch die Abschaffung der Vielzahl von Steuern auf Ebene der Bundesstaaten und der Umsatzsteuern mit Kaskadenwirkung zugunsten der GST ist in Indien ein einheitlicher Markt entstanden, und die Ausfuhren haben auf den Auslandsmärkten an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, da Vorsteuern in Abzug gebracht werden können. Um den Unternehmen zu helfen zu wachsen und ihre Produktivität zu steigern, sollten die Regulierung der Produkt- und Arbeitsmärkte sowie die Verwaltungsverfahren weiter gestrafft und modernisiert werden. Die in einigen Bundesstaaten gesammelten Erfahrungen sind vielversprechend, allerdings ist es aufgrund fehlender umfassender und aktueller Daten – u.a. zur Beschäftigung – schwer zu beurteilen, welche Vorteile die Reformen gebracht haben. Industrieproduktion, Ausfuhren und Arbeitsplätze würden außerdem von einem Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse profitieren. Die Grunderwerbs- und Genehmigungsverfahren sollten erleichtert und vorhersehbar gestaltet werden, um Neuinvestitionen zu fördern.

Das Wachstum wird den Projektionen zufolge zunehmen

Die akkommodierende Geldpolitik und die zusätzlichen fiskalischen Stützungsmaßnahmen werden dem Wirtschaftswachstum trotz der verhaltenen Nachfrage aus den Partnerländern Auftrieb verleihen. Im ländlichen Raum wird sich der Verbrauch unter dem Einfluss der vollständigen Umsetzung der neuen Maßnahmen zur Stützung der Einkommen von Kleinbauern beleben. Auch die gedämpfte Inflation lässt die Kaufkraft der privaten Haushalte steigen. Die Investitionen des privaten Sektors werden sich beschleunigen, wenn die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Wahl abklingt, die Kapazitätsauslastung steigt und sich die Finanzierungsbedingungen verbessern. Die Ausfuhren würden durch die geplante Abschaffung der präferenziellen Zölle durch die Vereinigten Staaten nur leicht beeinträchtigt, da die betroffenen Produkte nur einen geringen Anteil des Exportkorbs Indiens ausmachen. Im Fall eines guten Monsunregens wird der Nahrungsmittelpreisauftrieb dank besserer Versorgungs- und Verteilungsnetze verhalten bleiben. Allerdings geht von steigenden Ölpreisen ein Risiko für die Inflation aus. Die Wahrung der Glaubwürdigkeit der Zentralbank bei der Inflationssteuerung ist nach wie vor ein entscheidender Faktor, um die Inflationserwartungen zu verankern. Die Verschärfung der geopolitischen Spannungen und steigende Ölpreise würden die Wirtschaftstätigkeit belasten.

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https://doi.org/10.1787/43e485a3-de

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