1887

OECD Multilingual Summaries

Tackling Harmful Alcohol Use

Economics and Public Health Policy

Summary in German

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Die komplette Publikation finden Sie unter:
10.1787/9789264181069-en

Eindämmung von schädlichem Alkoholkonsum

Wirtschaft und Gesundheitspolitik

Zusammenfassung in Deutsch

Alkohol ist mindestens seit der Jungsteinzeit ein Bestandteil der menschlichen Gesellschaft und wird aus Gründen, die sich mit der Zeit kaum geändert haben, sowohl geliebt als auch gehasst. Faktoren wir Kultur, Wirtschaft und soziale Normen beeinflussen stark, was, wie viel, von wem und wo getrunken wird.

Während des Zeitraums, der von den OECD‑Analysen abgedeckt wird, hat der Alkoholkonsum pro Kopf in den OECD‑Ländern insgesamt abgenommen, doch innerhalb dieses allgemeinen Trends haben manche Länder eine Zu‑ und andere eine Abnahme verzeichnet. Einige Länder haben jedoch eine deutliche Zunahme bestimmten riskanten Trinkverhaltens (wie Trinkgelagen) beobachtet, insbesondere unter jungen Menschen und Frauen. Schwellenländer haben ebenfalls eine deutliche relative Zunahme des Alkoholkonsums verzeichnet, wenn auch im Vergleich zu einem niedrigen Ausgangsniveau.

Diese Trends sind besorgniserregend, da einige der Schäden, die typischerweise mit starkem Trinken in jungem Alter zusammenhängen, wie Verkehrsunfälle und Gewalt, oft andere Menschen als die Trinker selbst treffen, was eine wichtige Komponente der Krankheitslast in Verbindung mit Alkohol darstellt. Starkes Trinken in jungem Alter wird mit einem erhöhten Risiko akuter und chronischer Krankheiten in Verbindung gebracht. Es führt auch zu Problemtrinken später im Leben und bei Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sind, können ihre langfristigen Karriereaussichten gefährdet sein.

Alkohol wirkt sich auf über 200 Krankheiten und Arten von Verletzungen aus. In den meisten Fällen ist die Wirkung negativ, in manchen Fällen positiv. Bei einer Minderheit der Trinker, vor allem älteren Männern, die wenig trinken, überwiegen die gesundheitlichen Vorteile. Auf Bevölkerungsebene überwiegen die negativen gesundheitlichen Folgen weltweit in allen Ländern. Schädliches Trinkverhalten ist meist das Ergebnis einer individuellen Entscheidung, hat jedoch soziale Folgen. Die Schäden, die anderen Menschen als den Trinkern selbst entstehen, einschließlich den Opfern von Verkehrsunfällen und Gewalt, aber auch Kindern, die mit alkoholbedingten fötalen Schädigungen geboren werden, sind das sichtbarste Gesicht dieser sozialen Folgen. Gesundheits‑ und Kriminalitätskosten sowie verlorene Produktivität sind weitere wichtige Dimensionen. Diese bieten Regierungen guten Grund, Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch zu ergreifen. Die Folgen von schädlichem Trinken auf die öffentliche Gesundheit stellen ein bedeutendes Problem dar, da Alkohol weltweit zu den führenden Ursachen von Tod und Behinderung gehört. Nach OECD‑Schätzungen würden etwa vier von fünf Trinkern ihr Todesrisiko unabhängig von der Ursache verringern, wenn sie ihren Alkoholkonsum um eine Einheit pro Woche verringern würden. Daher gibt es einen großen Spielraum, um das Wohlergehen der Trinker und der Gesellschaft als Ganzes zu verbessern. Es hat nie so zahlreiche und ausführliche Belege für das Ausmaß der mit schädlichem Alkoholkonsum verbundenen Risiken und die Wirksamkeit vieler politischen Optionen, um diese Schäden zu senken, gegeben wie heute.

Es steht ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung, um den Alkoholmissbrauch einzudämmen, wobei einige nur bei starken Trinkern ansetzen und andere breiter. Für die Auswahl einer geeigneten Mischung von Maßnahmen in einem bestimmten Kontext sind politische Urteile erforderlich, die einzelne Regierungen am besten fällen können, wobei sie die sozialen, kulturellen und epidemiologischen Besonderheiten ihres jeweiligen Landes berücksichtigen müssen. Eine wirtschaftliche Analyse aufgrund von Computersimulationen von Maßnahmenszenarios kann den Regierungen jedoch helfen, die gesundheitlichen Auswirkungen und den wirtschaftlichen Wert verschiedener Eingriffe zu vergleichen, was ein nützliches Werkzeug bietet, um die staatliche Entscheidungsfindung zu erleichtern. Die Global Strategy der WHO, um den schädlichen Alkoholkonsum zu verringern, die 2010 von der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet wurde, bietet eine auf internationalem Konsens beruhende Auswahl von Maßnahmen, die die OECD als Ausgangspunkt verwendet hat, um eine Kombination von Maßnahmen zu identifizieren, die in einer wirtschaftlichen Analyse bewertet werden sollen. Der Ein‑ oder Ausschluss bestimmter Maßnahmen in die oder aus der Analyse darf nicht an sich als Billigung oder Ablehnung bestimmter Optionen verstanden werden.

Auf Grundlage eines Simulationsmodells zeigen OECD‑Analysen, dass zahlreiche Alkoholbekämpfungsmaßnahmen das Potenzial besitzen, die Häufigkeit von starkem Trinken, ob regelmäßig oder gelegentlich, und Alkoholabhängigkeit in drei Ländern um 5% bis 10% zu verringern. Damit kämen diese Länder dem freiwilligen Ziel der Verringerung schädlichen Alkoholkonsums um 10% bis 2025 deutlich näher. Dieses Ziel wurde 2013 im Rahmen des Globalen Kontrollrahmens für nicht übertragbare Krankheiten von der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet. Die Analyse der OECD hat zu dem Ergebnis geführt, dass die Fähigkeit von Regierungen, weitreichende Präventionsstrategien zu entwerfen und umzusetzen und dabei die Stärken verschiedener Ansätze zu kombinieren, entscheidend für den Erfolg ist. Dazu können auch von der Alkoholbranche geförderte Initiativen gehören, obwohl unabhängige Belege für die Auswirkungen solcher Maßnahmen erforderlich sind.

Simulationsmodelle wie die in den OECD‑Analysen verwendeten bieten viele Vorteile: Sie können Belege für Bereiche liefern, in denen eine direkte empirische Untersuchung möglicherweise schwierig oder ganz unmöglich ist. Sie erfordern jedoch auch Annahmen und beruhen auf eine Reihe von Ausgangsdaten, von denen manche vielleicht von begrenzter Qualität sind. Die Modelle können durch die Verfeinerung dieser Annahmen und der Ausgangsdaten immer weiter verbessert werden.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Der durchschnittliche jährliche Alkoholkonsum in den OECD‑Ländern entspricht 9,1 Litern reinen Alkohols pro Kopf (in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 2,5% gesunken).
  • Es wird geschätzt, dass etwa 11% des Alkoholkonsums in den OECD‑Ländern nicht erfasst wird. Wenn dies zum erfassten Verbrauch hinzugerechnet wird, kommt man auf insgesamt 10,3 Liter pro Kopf, was deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 6,2 Litern liegt.
  • In den untersuchten Ländern wird der größte Teil des Alkohol von den am meisten trinkenden 20% der Bevölkerung verbraucht.
  • Die Häufigkeit von riskantem Trinkverhalten (eine wöchentliche Dosis reinen Alkohols von 140g oder mehr bei Frauen und 210g oder mehr bei Männern) und starkem Gelegenheitstrinken (Trinkgelage oder „Komasaufen“, definiert als fünf bis acht Drinks auf einmal je nach Land) bei jungen Menschen, insbesondere Frauen, hat in vielen OECD Ländern zugenommen.
  • Der Anteil der unter 16‑Jährigen, die noch nie Alkohol getrunken haben, ist zwischen 2000 und 2010 bei den Jungen von 44% auf 30% und bei den Mädchen von 50% auf 31% gesunken. Der Anteil der Kinder, die schon einmal betrunken waren, ist im gleichen Zeitraum bei den Jungen von 30% auf 43% und bei den Mädchen von 26% auf 41% gestiegen.
  • Menschen mit einem höheren Bildungsstand und einem höheren sozioökonomischen Status (SÖS) trinken häufiger Alkohol. Weniger gebildete Männer mit niedrigerem SÖS sowie gebildetere Frauen mit höherem SÖS weisen ein höheres Risiko für riskantes Trinkverhalten auf.
  • Im Allgemeinen trinken Angehörige ethnischer Minderheiten weniger Alkohol als die Mehrheit der Bevölkerung, aber mit bedeutenden Ausnahmen in einigen Ländern.
  • Während die Auswirkung starken Alkoholkonsums auf die Arbeitsleistung durchgängig negativ ist, gibt es Hinweise darauf, dass moderates Trinken sich insbesondere auf das Gehalt positiv auswirken könnte. Bestehende Schätzungen weisen darauf hin, dass die Produktivitätsverluste aufgrund schädlichen Alkoholkonsums in den meisten Ländern bei etwa 1% des BIP liegen.
  • Alkohol beeinflusst die Entwicklung einer ganzen Reihe von Krankheiten und Verletzungen. Schädlicher Alkoholkonsum ist zwischen 1990 und 2010 von der acht‑ zur fünfthäufigsten Todes‑ und Behinderungsursache weltweit aufgestiegen.
  • Einzelmaßnahmen gegen Alkoholkonsum haben, wenn sie in der medizinischen Grundversorgung systematisch angeboten werden, das Potenzial, in den drei Ländern, die im Rahmen dieses Bericht in einer wirtschaftlichen Analyse auf Grundlage eines Computersimulationsansatzes studiert wurden (Kanada, Tschechische Republik und Deutschland) für große Gesundheitsverbesserungen und Zugewinne bei der Lebenserwartung zu sorgen.
  • Eine Steuererhöhung, die zu einem durchschnittlichen Anstieg der Alkoholpreise um 10% führen würde, sowie eine Reihe von gesetzgeberischen Ansätzen würden ebenfalls viel bewirken.
  • Die Kombination von Alkoholmaßnahmen zu einer kohärenten Präventionsstrategie würde den Effekt deutlich verstärken, wodurch eine „kritische Masse“ erreicht werden könnte, die sich stärker auf die sozialen Normen auswirkt, die schädliches Trinkverhalten fördern.
  • In behinderungsbereinigten Lebensjahren (disability adjusted life years, DALYs, der Anzahl der Lebensjahre, die wegen schlechter Gesundheit, Behinderung oder frühen Tods verloren gehen) würden ein Paket steuerlicher und gesetzlicher Maßnahmen, einschließlich von Eingriffen im Gesundheitswesen, und eine gemischte Strategie jeweils einen Gewinn von etwa 37 000 DALYs pro Jahr in Kanada; 23‑29 000 DALYs in der Tschechischen Republik und 119‑137 000 DALYs in Deutschland erreichen, was grob einem Zehntel der für 2010 geschätzten gesundheitlichen Belastung durch schädlichen Alkoholkonsum in den drei Ländern entspricht.
  • Alkoholeindämmungsstrategien, die mehrere Maßnahmen kombinieren, würden in den drei Ländern zu jährlichen Einsparungen bei den Gesundheitskosten von jeweils bis zu 4, 8 beziehungsweise 6 USD PPP führen.
  • Im Gesundheitswesen durchgeführte Maßnahmen sind in den drei Ländern am teuersten in der Umsetzung, gefolgt von der Durchsetzung von Einschränkungen von Alkohol am Steuer und Arbeitsplatzprogrammen. Preisliche und gesetzliche Maßnahmen sind deutlich günstiger.
  • Selbst die teuersten Alkoholeindämmungsmaßnahmen verfügen in den drei Ländern über ein sehr günstiges Kosten‑Nutzen‑Verhältnis in Bezug auf die Gesundheit.
  • Obwohl Alkoholeindämmungsmaßnahmen in erster Linie starke Trinker ansprechen sollten, gibt es nur wenige Ansätze, die dies ermöglichen. Hausärzte könnten eine wichtige Rolle in der Eindämmung starken Trinkverhaltens spielten, während die polizeiliche Durchsetzung bestehender Vorschriften gegen Alkohol am Steuer wesentlich ist, um die Zahl der Verkehrstoten zu senken.
  • Möglicherweise sind jedoch breitere Ansätze erforderlich, um die ausschließlich auf starke Trinker ausgerichteten Maßnahmen zu ergänzen. Eine Erhöhung der Alkoholpreise kann die Gesundheit der Bevölkerung verbessern und eine solche Maßnahme ist im unteren Preissegment effektiver, um schädliches Trinkverhalten zu reduzieren. Gesetzliche Einschränkungen für die Bewerbung alkoholischer Getränke könnten zusätzliche Vorteile bringen.
  • Ein offener Dialog und Zusammenarbeit mit den Alkoholherstellern sowie großen Einzelhändlern und anderen damit verbundenen Branchen könnten in manchen Ländern Teil eines wirksamen Ansatzes sein, um die schädigenden Auswirkungen des Alkoholkonsums zu bekämpfen. In manchen Ländern werden sie bereits erfolgreich eingesetzt.
  • Studien des Alkoholkonsums stellen wesentliche Instrumente in der Entwicklung solider Alkoholeindämmungsmaßnahmen dar. Länder und ihre Statistik‑ und Gesundheitsbehörden müssen ihre Kräfte vereinen, um die Konsistenz und Genauigkeit solcher Studien zu erhöhen.

© OECD

Diese Zusammenfassung ist keine offizielle OECD-Übersetzung.

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© OECD (2015), Tackling Harmful Alcohol Use: Economics and Public Health Policy, OECD Publishing.
doi: 10.1787/9789264181069-en

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