• Die hier in Kapitel 4 folgenden Indikatoren zum Thema Rentenansprüche beruhen auf den kohortenbasierten OECD-Rentenmodellen. Für die Analyse aller Länder wurden dieselben Methoden und dieselben Annahmen zugrunde gelegt, so dass der Aufbau der Alterssicherungssysteme direkt verglichen werden kann. Dies ermöglicht den Vergleich künftiger Rentenansprüche nach den heute geltenden Parametern und Bestimmungen.

  • Die künftige Bruttoersatzquote gibt die Höhe der Rentenbezüge aus gesetzlichen öffentlichen und privaten Rentenversicherungen im Verhältnis zur Höhe des Verdiensts während der Erwerbstätigkeit wieder. Für Durchschnittsverdiener mit vollständiger Erwerbsbiografie beträgt die künftige Bruttoersatzquote im Durchschnitt der 35 OECD-Länder 53% für Männer und 52% für Frauen, wobei zwischen den Ländern allerdings große Unterschiede bestehen. Am unteren Ende der Skala liegt das Vereinigte Königreich, wo Personen, die heute im Alter von 20 Jahren zu arbeiten beginnen, künftige Bruttoersatzquoten von 22% des Durchschnittsverdiensts in Aussicht gestellt werden. Die Niederlande am oberen Ende der Skala bieten demgegenüber Ersatzquoten von knapp unter 97%.

  • Private Rentenversicherungen spielen in rund der Hälfte der OECD-Länder eine wichtige Rolle. In gesetzlich vorgeschriebenen Systemen beläuft sich die Bruttoersatzquote für einen Durchschnittsverdiener bei alleiniger Berücksichtigung der staatlichen Rentenversicherung im OECD-Durchschnitt auf 41%, im Vergleich zu 53%, wenn private Altersvorsorgesysteme einbezogen werden. Bei Hinzurechnung der freiwilligen privaten Altersvorsorge erhöht sich der OECD-Durchschnitt auf 59%. In den acht OECD-Ländern, in denen freiwillige private Altersvorsorgesysteme weitverbreitet sind, beträgt die durchschnittliche Ersatzquote für einen Durchschnittsverdiener, der freiwillig Beiträge entrichtet, 63%, im Vergleich zu 37%, wenn nur die gesetzlich vorgeschriebenen Systeme berücksichtigt werden.

  • Einkommensteuersysteme spielen eine wichtige Rolle bei der Einkommenssicherung im Alter. Rentner sind häufig von Sozialabgaben befreit. Da die Einkommensteuer progressiv ist und die Rentenbezüge im Allgemeinen geringer sind als das Erwerbseinkommen vor Renteneintritt, liegt der durchschnittliche Steuersatz auf Renteneinkommen in der Regel unter dem Satz, der auf Erwerbseinkommen zu entrichten ist. Zudem sehen die meisten Einkommensteuersysteme eine günstigere Behandlung der Renteneinkommen bzw. der Rentner durch zusätzliche Steuerfreibeträge oder Steuergutschriften vor.

  • Während die Bruttoersatzquote einen klaren Indikator für den Aufbau des Alterssicherungssystems liefert, wird die Nettoersatzquote für den Einzelnen von größerer Bedeutung sein, da sie sein verfügbares Einkommen im Ruhestand im Vergleich zum Verdienst während der Erwerbstätigkeit widerspiegelt. Für Durchschnittsverdiener liegt die Nettoersatzquote in gesetzlichen Rentenversicherungen im OECD-Durchschnitt bei 63% und damit 10 Prozentpunkte über der durchschnittlichen Bruttoersatzquote. Zurückzuführen ist dies darauf, dass auf Arbeitsentgelte höhere effektive Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten sind als auf Rentenbezüge, was sich hauptsächlich aus der Progressivität der Steuersysteme, gewissen Steuervorteilen für Renten und der Freistellung der Rentenbezüge von Rentenversicherungsbeiträgen erklärt. Die Nettoersatzquoten variieren stark, wobei das Spektrum für Durchschnittsverdiener von weniger als 30% in Mexiko und dem Vereinigten Königreich bis zu über 100% in den Niederlanden und der Türkei reicht. Für Geringverdiener (mit der Hälfte des Durchschnittsverdiensts) beträgt die Nettoersatzquote im OECD-Durchschnitt 73%, während sie sich für Besserverdiener (150% des Durchschnittsverdiensts) auf 59% beläuft.

  • Die Nettoersatzquote beläuft sich für einen Durchschnittsverdiener im öffentlichen und gesetzlich vorgeschriebenen privaten Altersvorsorgesystem im OECD-Durchschnitt auf 63%. Bei Hinzurechnung der freiwilligen privaten Altersvorsorge beträgt die durchschnittliche Nettoersatzquote 69%. Wenn die freiwilligen privaten Systeme berücksichtigt werden, so liegt die durchschnittliche Nettoersatzquote für acht OECD-Länder, in denen solche Systeme weitverbreitet sind, bei 74%, im Vergleich zu 62% auf Bruttobasis.

  • Das Rentenvermögen im Verhältnis zum individuellen Arbeitsentgelt gibt den abgezinsten Gesamtwert des über die Lebenszeit bezogenen Alterseinkommens aus gesetzlichen Rentenversicherungen im Rentenalter an. Das Rentenvermögen beläuft sich im Durchschnitt der OECD-Länder für männliche Durchschnittsverdiener auf das 9,9-Fache und für weibliche Durchschnittsverdiener auf das 10,9-Fache des individuellen Jahresverdiensts. Das Bruttorentenvermögen im Verhältnis zum individuellen Jahresverdienst ist für Frauen aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung höher. Die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die zwischen den einzelnen Ländern zu beobachtenden Unterschiede sind die Differenzen in Bezug auf die Bruttoersatzquote, die Dauer des Rentenbezugs, die anhand der Restlebenserwartung im Regelrentenalter gemessen wird, und die Indexierungsregeln.

  • Das Nettorentenvermögen im Verhältnis zum individuellen Nettoarbeitsentgelt gibt ebenso wie das Bruttorentenvermögen den abgezinsten Gesamtwert des über die Lebenszeit bezogenen Alterseinkommens aus gesetzlichen Rentenversicherungen im Rentenalter an. Das Nettorentenvermögen beläuft sich im Durchschnitt der OECD-Länder für männliche Durchschnittsverdiener auf das 11,8-Fache und für weibliche Durchschnittsverdiener auf das 13,1-Fache des individuellen Nettojahresverdiensts. Das Nettorentenvermögen im Verhältnis zum individuellen Jahresverdienst ist für Frauen aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung höher. Die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die zwischen den einzelnen Ländern zu beobachtenden Unterschiede sind die Differenzen in Bezug auf die Nettoersatzquote, die Dauer des Rentenbezugs, die anhand der Restlebenserwartung im Regelrentenalter gemessen wird, und die Indexierungsregeln.

  • Die in Indikator 4.2 gezeigte künftige Bruttoersatzquote für den Durchschnittsverdiener geht davon aus, dass diese Arbeitskraft während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn ab dem 20. Lebensjahr (Basisszenario) den Durchschnittsverdienst erhält. Der vorliegende Indikator unterstellt ein Verdienst-Alters-Profil, bei dem der relative Verdienst bis zum 50. Lebensjahr steigt. Die Ersatzquote wird unter der Annahme berechnet, dass der Durchschnittsverdienst während des gesamten Erwerbslebens derselbe ist wie von einer Person, die den Durchschnittsverdienst von Beginn an erhält. Ein solcher, mit zunehmendem Alter sich ändernder, relativer Verdienst hat kaum Einfluss auf die Ersatzquoten im Vergleich zum Basisszenario, so dass die durchschnittliche Bruttoersatzquote weiterhin 53% beträgt.